12 Qatar – Asien im Februar 2020

Doha in Qatar. Von Singapur aus bin ich mehr als acht Stunden in den Persischen Golf geflogen. Zunächst besuche ich die neue Nationalbibliothek, aufgebaut von Dr. Claudia Lux, früher Chefin der Landesbibliothek Berlin. Anschließend sehe ich mir das phantastische Nationalmuseum an. Die New York Times: „Vergiss den Louvre oder die Vatikanischen Museen – dieses Museum ist angesagt.“ Stimmt absolut. Ich bin gespannt, ob sie im Humboldtforum auch nur einen Hauch dieser zeitgemäßen Darstellung hinkriegen, diesem Anspruch genügen können.
Ich fahre in den Stadtteil, in dem die Kultureinrichtungen angesiedelt werden, Qatar Foundation
Parks finden sich immer wieder in den der Wüste abgerungenem Land.
Ja, aber ich kann mir noch nicht vorstellen, wie das eine Bibliothek sein soll.
Also das ist traumhaft. Dies ist ein (halber) Rundblick über die helle, übersichtliche, großzügige und offene Bibliothek.
Thomas Weber steht da: Hitler’s First War
Wieland Giebel? Fehlanzeige.
Ian Kershaw ist natürlich da.
Hitler ist der bekannteste Deutsche.

Dutzende Meter voller Hitler. Ein Buch Adenauer. Ein Buch Angela Merkel.
In einem Untergeschoss, so wie Ausgrabungen, stehen die alten Bücher …
… und Karten
… und Luftaufnahmen von Qatar, die Besiedlung und Wüste zeigen.
Höhepunkt dieser Ausstellung sind historische Ausgaben des Koran.
Das Nationalmuseum Qatar. Wie man auf meiner Internetseite sieht, habe ich jetzt und in meinem Leben überhaupt viele Museen besucht. Dieses hier ist das Irreste. Ich war zwei Tage hier, weil ich mich nicht sattsehen konnte. Ein Foto wie dieses? Das ist so einfach, weil glücklicherweise alle Smartphones gleich sind und fast jeder, dem man es in die Hand drück, gute Fotos machen kann.
Erstmal in den Innenhof, damit man die Architektur erkennt, die eine Wüstenrose nachbildet. Deutschlandradio dazu: „Der französische Star-Architekt Jean Nouvel hat das Museum entworfen – und mit der gigantischen Wüstenrose ein neues Wahrzeichen für das kleine Emirat geschaffen. „Ich habe nach einem Symbol gesucht, ein nationales Gebäude ist immer ein Symbol, das gleichzeitig erkennbar ist. Die Rose erzählt vom Meer und von der Wüste. Und die Technik, die angewandt wurde, drückt Wissen, Geschick und Modernität aus.“ Wir kennen Jean Nouvel als Architekten der Galeries Lafayette in der Friedrichstraße.
Das meint (verkürzt) Wikipedia: Eine Sandrose (auch: Wüsten-, Baryt– oder Gipsrose) ist ein bizarres Kristallgebilde aus Sandkörnern, die in einen Kristall aus Gips oder Baryt eingebettet sind.
Die wasserlöslichen Gipsrosen entstehen in heißen und trockenen Wüstengebieten. Durch schnell verdunstende Oberflächenfeuchtigkeit wird Grundwasser durch Kapillarkräfte nach oben gefördert. Die im Wasser gelösten Salze kristallisieren und bilden zusammen mit dem Sand die charakteristischen, blattförmigen Strukturen.
Nochmal der Deutschlandfunk zum Museum:
Das gigantische Gebäude bietet Platz für elf Dauerausstellungsräume. Eineinhalb Kilometer müssen die Besucher zurücklegen, wenn sie alle Objekte sehen wollen. Viel Raum für die Geschichte Katars – einem noch sehr jungen Land.
„Warum bauen wir Museen?, fragt der Emir, Tamim bin Hamad Al-Thani, bei der Eröffnung. „Wir tun das weder um die Kunstwerke darin zu lagern, noch um die Geschichte zu veranschaulichen, sondern um die Menschen in Katar, Bürger und Gäste über unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unseren Status in der Welt aufzuklären. Und daher gilt das Museum als Ausdruck unserer arabischen kulturellen Identität.“
Identität schaffen. Mir begegnen sehr viele arabisch gekleidete Menschen, Individualbesucher, nicht Gruppen.
Das Prinzip des Museums wird gleich in der ersten Szene klar, der Entstehung der Welt (vom Urknall an), der Erde und Qatars – das alles in 90 Sekunden. Riesige Bilder und Projektionen, sehr gut überlegt, in der Dimension zu den Räumen passend und ohne irgendeinen Text auf Anhieb verständlich.
Als Besucher nimmt man die Technik normalerweise nicht wahr. Ich schon. Und mir fällt ein, was ein Guide antwortete auf die Frage eines Texaners nach dem Etat: „Wir sollten ein Nationalmuseum bauen. Von Etat war nicht die Rede.“
Das Leben fängt im Wasser an.
Solche tollen Vitrinen! Und eine Ermutigung an Kinder und Jugendliche, in die Fußstapfen der Archäologen zu treten.
Glück gehabt. Da kommt gerade eine Gruppe aus Texas, die das Nationalmuseum in einer Stunde von einem herausragendem Guide gezeigt bekommt. Ich schließe mich an – nach seiner Zustimmung. Am nächsten Tag erlebe ich ihn ebenso fließend auf Französisch. „Und wie ist es mit deutsch?“ – „Ich liebe Dich.“
Wundervolle Kleider
In diesem Film geht es um die Vereinigung der Stämme auf der Halbinsel Qatar mit dem Ziel, gegen mögliche Invasoren stark genug zu sein. Die Araberhengste sind lebensgroß. Ich stehe quasi mitten in der Szene.
Das Nationalmuseum wurde um den historischen Palast von Sheikh Abdullah bin Jassim Al Thani, dem ehemaligen Emir von Katar, aus dem 19. Jahrhundert herumgebaut. Die Restaurierung dieses historischen Gebäudes leitete die Berliner Architektengruppe ZRS. Mehr zur Architektur des Museum in komischer Architektensprache in https://www.bauwelt.de/rubriken/bauten/Nationalmuseum-Katar-Ateliers-Jean-Nouvel-3371758.html
Inmitten des Nationalmuseums der Palast des ehemaligen Emirs
Der Palast war nur noch als Ruine erhalten.
Aber es gab Fotos …
… uns so konnte er wieder aufgebaut werden.
So begeistert wir vom Museum bin ich vom Restaurant. Noch nie habe ich so gut arabisch gegessen. Arabisch von einem Koch, der in Frankreich gelernt hat.
Spuren in der Wüste. Die Abteilungen für Kinder sind nicht irgendwo im Abseits, sondern einfach mittendrin.
Ölpumpen aus den 1960er Jahren. das Nationalmuseum geht bis heute und zeigt auch die Perspektiven von Bildung und Ausbildung.
Verantwortlich für Kultur ist Sheika Moza.
Zur Eröffnung des Museums spricht sie über die Ziele. Sie ist die Chefin der Qatar Foundation, die Erziehung, Forschung, Wissenschaft und das Gemeinwesen anleitet.
Als Sheika Moza 2009 in Berlin war, wollte sie gerne aus der Berlin Story die Prinzessinnengruppe von Schadow in Lebensgröße. Das hätten wir gern gemacht. Aber sie passte leider nicht in ihren Lear-Jet. Daher erhielt sie dann im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die kleiner Ausgabe, auch Schadow, auch aus der Berlin Story.
Good bye Doha, good bye Qatar.
Stadtplanung – das sieht man gut von oben.
Auf dem gesamten Rückflug, etwas mehr als sechs Stunden, ist super Wetter.
Kuwait. Da war ich 2017.
Basra im Süden des Irak. Bis hierher konnte man früher vom Anhalter Bahnhof aus mit dem Zug fahren. Den Bahnhof in Basra gibt es noch.
Der Euphrat mäandert durch den Irak.
Intensive Landwirtschaft – aber ich weiß nicht, wo genau im Irak das ist.
An der Grenze zwischen dem Irak, Syrien und der Türkei, wo Menschen in Eiseskälte versuchen, aus Syrien in die Türkei zu flüchten.
Das müsste der Ilısu-Staudamm sein,  etwa 65 Kilometer von der türkisch-syrischen Grenze entfernt. Die türkischen Regierung will den Tigris kurz vor der Grenze zu Syrien und Irak zum Betrieb eines Wasserkraftwerkes aufstauen. Syrien und den Irak sind abhängig von türkischem Wasser. Ich berichte über den Damm und den Widerstand der Bevölkerung auch im meinem Reisebericht Kurdistan 2006.
Sieht aus wie Berlin. Da muss ich zwischendurch eingepennt sein.
Zurück im Bunker. Glücksgefühl.
Zurück im Verlag. Wenn Sheika Moza die Prinzessinnengruppe mitgenommen hätte, stände sie jetzt nicht hier. In der Zwischenzeit ist ein Berlin-Reiseführer von mir herausgekommen, den ich gerade in der Hand halt – Wieland Giebel für 2,99 Euro bei Lidl.
Ach so, ja: Kein Corona.

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