
Holzmangel ist ein großes Problem. Mit diesem Herd braucht man ein Drittel Holz weniger als beim Kochen über drei Steinen. Ich habe den Herd entwickelt und in vielen Schulen im polytechnischen Unterricht propagiert – einem Pflichtfach in der 8. Klasse. Hier ist meine (französische) Unterrichtseinheit dazu.
Eigentlich wäre es schön gewesen, wenn der damals siebenjährige Till mich immer begleitet hätte, wenn wir in die Schulen auf den Hügeln Ruandas gingen, um den holzsparenden Herd vorzustellen. Er sprach perfekt Kinyarwanda und konnte alles erklären, was mir auf dem Herzen lag. Am Anfang funktionierte das, weil wir in Mukoma von einem Mercedes-Geländewagen mit Fahrer abgeholt wurden. Das fand er toll. Ein paar Mal. Das Projekt wurde auf meinen Vorschlag hin von der bundeseigenen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, bezahlt. Unter Mercedes mit Fahrer lief nichts. Ich wäre auch gerne allein mit unserem kleinen Suzuki-Jeep gefahren. Aber Till fühlte sich allmählich „wie mein Knecht“, und seine antiautoritäre Grundhaltung machte weitere gemeinsame Reisen schwierig. Lieber ging er mit seiner gleichaltrigen amerikanischen Freundin Meredith ins Baumhaus, um Comics zu lesen.
Traditionell wird auf drei Steinen gekocht. Der Vorteil: Töpfe jeder Größe passen darauf. Der Nachteil: Die Energie geht seitlich vorbei. Mein Herd ist konisch und deshalb für alle Topfgrößen geeignet. Er besteht aus drei Komponenten: Lehm, gehäckseltes Gras und Kuhdung. Das Gras speichert etwas Feuchtigkeit und verhindert, dass der Lehm bröckelt. Der Kuhmist ist Zement. Diese Mischung wird in meiner Unterrichtseinheit genau erklärt. Die Schulen sollten eine Holzform bauen, in die der Lehm gepresst wird. Dann kann der Ofen für hundert Amafranga verkauft werden und die Schule hat ein kleines Einkommen – oder der Lehrer.
Wie viele habe ich gebaut? Hunderte – und durch Multiplikation Tausende. War das Projekt erfolgreich? Wie alle Entwicklungshilfeprojekte: für mich schon. Und für die anderen? Keine Ahnung, das konnte ich nicht verfolgen, weil ich krank ausgeflogen wurde. Aber es würde mich wundern, wenn es irgendwie weitergegangen wäre.
Vielleicht noch eine technische Anmerkung: 1985 gab es noch keine Computer. Alles wurde von mir getippt, von mir mit Hand gezeichnet, zusammengeklebt und kopiert. Damals gab es Trockenkopierer, Xerographie: Trommel, Belichtung, Tonerverteilung, Übertragung auf Papier, Fixierung. Das war viel besser als Anfang der 1970er Jahre beim Verband der Kriegsdienstverweigerer. Da hatten wir noch Nasskopierer, also mit einer lichtempfindlichen chemischen Schicht und Entwicklerlösung – mehr dazu googeln.