Ich war Generaldirektor eines europäischen Tourismusprojekts

Ich war 1993/1994 Generaldirektor eines bedeuteten Tourismusprojekts. Die Pro-Europäer sollten endlich einen Ort haben, wo sie sich treffen können. Eine Art Robinson-Club, aber mit Kultur und Hirn statt Liegestühlen und Animateuren. Aus allen Ländern Europas, Jung und Alt, Arm und Reich, vom Schreibtisch und von der Werkbank. Ein Ort der Inspiration. 2000 Hektar einer uralten Tagebaumine im Alentejo in Portugal standen zur Verfügung. Nach zwei Jahren stellte sich heraus, dass ich einem Hochstapler aufgesessen war.

 

Vielleicht erst einmal ein Stimmungsbild, wie es dort eigentlich aussieht. Die Fotos sind alle aus dem Oktober 2022.

Panorama auf dem Weg zur uralten Kupfermine Sao Domingos. Die Felder sind im Oktober abgeerntet. Die Olivenbäume brauchen nicht so viel Wasser.

Das Dorf, die Kirche, der See (rechts) – eine Idylle. Tatsächlich.

Hier liegt der Reichtum im „Großen Loch“, einer sehr tiefen Tagesbaumine, die seit der Zeit der Phönizier erschlossen wurde. Das Wasser ist giftig. 

Es kommt vom nahen Atlantik nicht mehr genug Regen. Das Vieh ist klapperdürr.

Eukalypten: Ein wunderbarer Duft, die Bäume wachsen schnell und werden zu Bauholz. Aber sie brauchen Unmengen von Wasser.

Hier wäre ausreichend Platz für Siedlungen gewesen.

Die Wohnhäuser der Minenarbeiter. Bis in die 1960er lief der Betrieb, zuletzt war Sao Domingos in britischem Besitz.

Aus dem Verwalterhaus wurde ein kleines Hotel. Einst befand sich an dem Haus rechts eine Klappe, eine Art Durchreiche. Dort wurde am Ende der Woche der Lohn ausgezahlt.

So schön, so gut. Das hier war mein Plan, beschrieben in einem Beitrag, der auf vier Seiten wie ein Zeitungsartikel wirken sollte:

 

 

Es ging dann alles sehr schnell und überraschend den Bach runter. Überraschend? Wenn man ein Projekt will, wenn man Karriere machen will, wenn man sich das alles zutraut, dann sind – jedenfalls bei mir – die Warnglocken nicht laut genug gewesen. Macht nichts. Ich hatte ganz gut Portugiesisch gelernt, also ein Jahr mit einer Privatlehrerin in Berlin. Ich habe den Anschluss gefunden an die Rundreise mit portugiesischen, revolutionären Soldaten der SUV zwanzig Jahre zuvor. Und ich habe gelernt, ein großes Projekt zu denken, auch wenn aus meiner Open-Air-Oper an einem Hügel nicht wurde. Nix zu meckern. Es hat nicht so lange gedauert, bis ich 1997 mit der Buchhandlung Berlin Story Unter den Linden angefangen hab.