Kriegsende am Anhalter Bahnhof — Rote Armee — Sprengung des Tunnels

Der Anhalter Bahnhof 1946 vom Landwehrkanals aus gesehen, den man hier nur mit einem Boot überqueren konnte.

Maritta Tkalec berichtet vor einiger Zeit in der Berliner Zeitung über die Sprengung des S-Bahn-Tunnels unter dem Landwehrkanal in der Nacht zum 2. Mai 1945. „In einem internen Bericht für die Reichsbahndirektion heißt es: „Am 2. Mai morgens 7.55 Uhr erschütterte eine gewaltige Detonation die Gegend der Kreuzung des Landwehrkanals mit dem Tunnel der Nordsüd-S-Bahn; sekundenlang bebte die Erde, dann wurden im Kanal die Wassermassen und auf den nördlichen und südlichen Uferstraßen das Straßenpflaster, Erde, eiserne Rohre usw. in die Höhe geschleudert.“
Hitler hatte schon am 30. April 1945 nachmittags Selbstmord begangen, sein Ende im Führerbunker. Und die Rote Armee stand bereits am Reichstag, als der Tunnel gesprengt wurde.
Kürzlich kam ein Buch in englischer Sprache heraus mit den Berichten der sowjetischen Generäle über die Einnahme Berlins und auch des Anhalter Bahnhofs. The Berlin Operation 1945, Soviet General Staff, edited and translated by Richard W. Harrison. Darin heißt es (Seite 372), dass die sowjetischen Truppen am Vormittag des 27. April 1945 versuchten, den Landwehrkanal am Halleschen Tor zu überqueren. Sie wurden zurückgeschlagen, weil sich die Deutschen in einem Gebäude verschanzt hatten, wo heute die SPD-Zentrale steht. „Die Deutschen“, das waren Soldaten der Wehrmacht, SS-Männer, Hitlerjugend und ein letztes Aufgebot an alten Männern. Erst als das Gebäude durch sowjetische Artillerie völlig zerstört worden war, konnten die sowjetischen Truppen vorwärts drängen. Sie brauchten für die wenigen hundert Meter bis zum Anhalter Bahnhof noch bis zum Abend des 28. April 1945.