Corona-Demo am 29. August 2020 in Berlin

Ich war da und gebe meine Eindrücke wider, weil alles, was mit Reichsbürgern und Neo-Nazis zu tun hat, auch uns im Berlin Story Bunker und im Verlag angeht. Es war eine krude Mischung. Ich traf auf viele sehr unangenehme Gestalten, möchte aber dennoch keine Panik machen, denn ich erinnere mich sehr gut an die Zeit, als der Kommunistische Bund Nord von Jürgen Trittin in jeder Ausgabe des Arbeiterkampfs vor dem in Deutschland aufziehenden Faschismus warnte. Das habe ich damals nicht so gesehen und sehe es heute nicht, weil es so viele wachsame Bürger gibt, die das einfach nicht wollen.

Es fällt mir nicht leicht, die Teilnehmer der Demo zu kategorisieren. Da waren welche mit Regenbogenfahnen, mit weißen Tauben auf blauem Grund, mit Pazifisten-Zeichen. Es gab Familien mit Kindern, besonders aus dem süddeutschen Raum. Gut zu erkennen waren die im Gänsemarsch mit Schildern: „Bill Gates – schuldig! Angela Merkel – schuldig! Jens Spahn – schuldig! Christian Drosten – schuldig!“ Corona-Leugner. alles Männer über sechzig, Typ Lehrer oder Finanzbeamter. Einfach war es auch mit den Reichsbürgern. Sie standen vor der amerikanischen Botschaft und etwas weiter vor der sowjetischen Botschaft, schwenkten die Flagge des Deutschen Kaiserreichs, schwarz-weiß-rot. Sie sind sich sicher, dass man sich nur noch auf die Russen und Amerikaner verlassen kann, konkret auf Putin und Trump, mit denen jetzt endlich ein Friedensvertrag abgeschlossen werden sollte. Die Polizei hat sich in aller Ruhe diejenigen herausgegriffen, die sich besonders positioniert hatten mit Fahnen, Rufen, Scheinangriffen. Die Meisten gingen einfach mit, Wenige haben sich etwas gewehrt. Es kam zu keiner „Gefangenenbefreiungen“ (soll es anderswo gegeben haben). Also die Solidarität untereinander war nicht hoch, der Respekt vor der Polizei schon. Das spielte sich ab, nachdem die Demo seit Stunden aufgelöst war und die Teilnehmer immer wieder aufgefordert worden waren, sich hinters Brandenburger Tor zurückzuziehen. Vor der Botschaft mögen Rechtsradikale gewesen sein, aber jedenfalls nicht in einer organisierten, erkennbaren Form.

Die Polizei wurde immer wieder in kleinen Scharmützeln angegriffen, vormittags schon am Brandenburger Tor, das dann geöffnet wurde. So gegen 13 Uhr habe ich es in der Friedrichstraße beobachtet und auf Videos dokumentiert. Da war der Zugang zu Unter den Linden gesperrt, weil keine weiteren Teilnehmer durchgelassen werden sollten. Unter den Linden und überall gab es genau Null Masken und nicht, wie die Medien auch fast durchgängig schreiben, nur wenige. Der Abstand wurde nirgends eingehalten. Auch das dokumentieren meine zahlreichen kurzen Videos. Zurück zur Friedrichstraße: Die Sperrzone betrug etwa fünf Meter, an beiden Seiten Absperrungen und einige Polizisten. Die wurden vom Mob attackiert. Anders kann ich die zum Teil offensichtlich bereits Betrunkenen nicht bezeichnen. Teils waren es aber auch dickliche Bürger mit Rucksack, die „Widerstand“ skandierten. Und dann „Deutschland.“ Die erinnerten mich schon an die Schilderungen in meinem Buch „Warum ich Nazi wurde“ von den frühen Mitgliedern der Hitler-Bewegung. Minderwertigkeitskomplexe, „wir sind zu kurz gekommen“, kompensiert durch Überlegenheitsgefühl in der Masse. Die Polizeikräfte wurden sehr (zu) langsam verstärkt. Dann gab es dort keine Durchbruchsversuche mehr.

Die Reichsbürger, die dann am Abend versuchten, das Reichstagsgebäude zu stürmen, hatten sich hier vor der Botschaft und auch am Camp der Reichsbürger und Corona-Schwurbler vor dem Kanzleramt versammelt.

 

 

Seit Tagen haben wir davor gewarnt, Medien und Politiker darauf hingewiesen, was sich da zusammenbraut. Berlin-Mittes (grüner) Bürgermeister von Dassel: „Fake News“.

 

 

 


Reichsbürger vor der amerikanischen Botschaft. Die möchten von Trump und von Putin jeweils einen Friedensvertrag, damit das mit der Deutschland GmbH endlich aufhört und wir souverän werden … oder so.