„Kriegerinnen“ – Stück des Theaters Osnabrück nach meinem Buch „Warum ich Nazi wurde“

Ich war skeptisch. Man kann das leicht vergeigen. Treffen die Schauspielerinnen und Schauspieler den Zeitgeist von damals? Können die jungen Darstellerinnen des Theaters Osnabrück (mit Fotos, Text und 1’30 Trailer) heute darstellen, welche Werte für die jungen Nazi-Frauen 1934 von Bedeutung waren? Quelle des historischen Teils ist „Warum ich Nazi wurde„, das Buch mit den Biogrammen von mehr als 600 Nationalsozialisten aus dem Jahr 1943, ein Jahr nach der „Machtergreifung.“

Um es vorwegzunehmen: Das war alles reflektiert, nicht überspannt, mit voller Überzeugung gespielt. Ohne scheinbare Distanzierung. Wirklich gut. Hier ist der Trailer. Es gibt noch online-Karten für die nächsten Vorstellungen.

In der Diskussion geht es (von einem älteren Herren) nachher darum, dass diese sympathischen jungen Frauen in ihrer Führerverehrung vielleicht irgendwie gebrochen werden sollten, also dass sie nicht so gut rüberkommen wie jetzt im Stück. Ich halte das für ganz falsch. Dann kann man es nicht verstehen. Ron Zimmering, der Regisseur, hat das richtig gemacht – eine Reise zu rechtem Denken. Die Schauspielerinnen haben sich intensiv auch mit der Neuen Rechten beschäftigt, die sich wie der Wolf im Schafspelz geben. Die nicht wie Nazi-Abziehbilder mit Springerstiefel und Glatze aussehen. Das erlebe ich ja bei jeder Corona-Leugner-Demo in Berlin, wie gut sie sich einfügen und die ideologische Führung übernehmen und damit das Spektrum immer weiter nach rechts rückt.-

Es wird verwiesen auf die Mordanschläge der Nazis heute, auf Hanau, auf die Waffenfunde, auf die Todeslisten der Nazis. Ich möchte hinzufügen, das mir gestern bei der Demo mit weit mehr als 10.000 Menschen am Kotti gegen die Aufhebung der Mietpreisbremse wieder vorgeführt wurde, wie die Polizei gegen alle vorgeht, die sich irgendwie dem linken Spektrum zuordnen lassen, bei den Corona-Demos aber rein gar nichts passiert, das sei ja die „bürgerliche Mitte“. Nein, denn dann wäre ich ja dabei. Jeglicher Verstoß gegen die Auflagen wird bei den Verschwörungs- und Haßdemos geduldet, kein Aufruf, Angela Merkel, Christian Drosten oder gleich die ganze Regierung aufzuknüpfen, wird geahndet. Wir berichteten mehrmals auch in diesem Blog hier.

Es ist ein neues Theaterformat, das die Möglichkeiten von Zoom nutzt, gebaute Beiträge, also vorproduzierte Szenen einbaut, die Zuschauer zur Diskussion auffordert und tatsächlich einbindet, das live-Szenen mit relativ spontanen Teilen verknüpft. Technisch hat das super geklappt. Das betone ich, weil es beim Senat von Berlin oder beim Bezirksamt Mitte gelegentlich mit der Routine ganz schön (peinlich) haperte.

Meine Berichte über die Aufführung in Köln findet sich hier und auch hier, die in der Oper Darmstadt, die 12-Stunden-Lesung, findet sich hier. Oder, wer es ganz genau wissen möchte, 77 weitere Beiträge zu „Warum ich Nazi wurde.“