Ohne öffentliche Förderung – Der Berlin Story Bunker. Newsletter 12_2024

Fotos: Gesprächspartner unserer Video-Interviews in der Ukraine über den Krieg: zwei Schüler, eine Hebamme, ein Feuerwehrchef und eine Museumsdirektorin. Mehr dazu weiter unten.

Newsletter 12_2024: Sofia, Oleksii, Natalia und Tatjana – Interviews (Videos) im Oktober 2024 in Odessa über den Krieg // Wir arbeiten im Bunker mit Riesenerfolg ohne Staatsknete, andere meckern massiv über Kulturkürzungen. Die Berliner Zeitung berichtet, warum wir herausragend sind. Wir plaudern unsere Geheimnisse aus.

Etwas Überraschendes geschah. Maritta Tkalec von der Berliner Zeitung schreibt heute über den Berlin Story Bunker: „Das geht auch ohne Steuerzahlergeld: Warum der Berlin Story Bunker die beste NS-Ausstellung hat. In der mit Hunderten Millionen Staatsknete geförderten Berliner Kulturszene wird viel gejammert über Kürzungen. Eine viel gelobte Ausstellung zeigt, wie es ohne geht.“  Sie beschreibt „die einzige Ausstellung in der Stadt der Täter, die die ganze NS-Geschichte erzählt – und das an einem authentischen Ort.“

Die Ausstellung sei ein Riesenerfolg bei nationalem wie internationalem Publikum, obwohl kein einziger Euro aus öffentlichen Kassen kommt. Die Journalistin greift die aktuelle Debatte in Berlin über Kürzungen im Kulturbereich auf. Darüber spricht sie mit uns, mit Historikern und Besuchern.

Unsere Besucher stehen im Mittelpunkt dessen, was wir über den Nationalsozialismus und die deutsche Geschichte vermitteln. Den erneuten Anstieg der Besucherzahlen des Berlin Story Bunkers auf voraussichtlich mehr als 500.000 im Jahr 2024 erklären wir uns mit dem ungebrochenen Interesse so vieler Menschen an der Nazi-Zeit und unserer klaren Positionierung. Die Ausstellungen wurden ständig ausgebaut, der AudioGuide ist kostenlos, Besucher können eine Pause einlegen, dennoch ist der Eintrittspreis von 12 Euro stabil. Visit Berlin zählt uns zu den zehn meistbesuchten Museen der Stadt. Das alles bieten wir ohne jegliche öffentliche Förderung. Wie kann das sein, wenn andere Millionenbeträge brauchen und rumheulen, wenn ihnen ein kleiner Teil gestrichen werden soll?

Überraschend ist der Beitrag in der Berliner Zeitung, weil Museumsdirektor Enno Lenze ganz unabhängig davon kurz zuvor auf Berlin Story News in seinem Beitrag „Sollten Amateure Museen machen?“ genau erklärt, wie wir das hinbekommen. „Ja – wir haben Erfolg. Wir haben Erfolg, weil wir tun, was wir tun wollen. Vermitteln. Amateur kommt vom lateinischen „amator“, dem „Liebhaber“. Wir machen es aus Liebe, aus Interesse an der Sache. Nicht als Beruf. Und deshalb ist die Antwort einfach: Ja, Amateure sollten Museen machen. Das ist eigentlich der einzige Grund, warum man Museen machen sollte.“

Zu diesem Beitrag von Enno Lenze haben wir ausführliche Kommentare erhalten. Diese nahm Kurator Wieland Giebel zum Anlass, die Sichtweisen und Bewertungen unsere Besucher näher zu beschreiben „Besucherzufriedenheit im Bunker – wie kann man sie messen?“ „Vor der ‚professionellen‘ Topografie des Terrors braucht sich Ihre Ausstellung betreffs Quellen, Anschaulichkeit und auch Spannung nicht zu verstecken.“ – „Ich ziehe absolut den Hut vor dieser wunderbaren Ausstellung, die mit so viel akkuratem Sachverstand, fundierter Recherche und einem Blick auf eine packende visuelle Umsetzung all der geschichtlichen Daten, Quellen sowie dem zur Verfügung stehenden Bild- und Tonmaterial, realisiert wurde.“

Wir plaudern in der Berliner Zeitung und auch in unseren beiden Artikel aus dem Nähkästchen, offenbaren das Innenleben des Bunkers und lassen Sie an unseren Überlegungen teilhaben. In der Debatte um weniger Geld für die hochsubventionierte Kultur in Berlin gilt der Berlin Story Bunker ein positives Beispiel dafür, wie man ganz ohne öffentliche Förderung ein Projekt von gesellschaftlicher Bedeutung und internationaler Ausstrahlung auf die Beine stellen kann.

Nächstes Thema, Ukraine, unsere Videos vom Oktober 2024: Wie war der erste Tag des Kriegs? Was bedeutet es für eine Familie, wenn die Mutter mit den Kindern flieht? Wie war der erste Schultag in Deutschland? Sofia (38 Min.) und Oleksii (50 Min.), damals 13 und 14 Jahre alt, erzählen auf Deutsch. Sie haben in Odessa eine ambitionierte Lehrerin, Karina Beigelzimer, die auch regelmäßig im Deutschlandradio zu hören ist. Die Hebamme Natalia (15 Min.) berichtet, was es heißt, im Krieg zu gebären und wie sich die Situation auf Beziehungen auswirkt. Enno Lenze hat an der Front mit Feuerwehrchef Vladislav (10 Min.) über dessen Einsätze gesprochen – und Tatjana, die Direktorin (6 Min.) des privaten Holocaust-Museums in Odessa, erzählt ganz anders vom ersten Tag des Kriegs und der Situation des Museums.

Was wir uns an Solidarität mit der Ukraine hätten sparen können: mehrere tausend Euro Spende für die Organisation der Reise des SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner in die Ukraine. Er blieb bei seiner Kapitulationsstrategie, dass die Ukraine nicht gewinnen könne. Wir dagegen sind der Meinung: Wenn die Ukraine nicht siegt, macht Putin immer so weiter. Der Zweite Weltkrieg endete auch erst mit dem Tod Hitlers.

Am Dienstag, dem 17. Dezember 2024, eröffnen wir die dritte Ausstellung über die Ukraine, diesmal künstlerische Erinnerungen an Zivilisten, die nach Russland verschleppt wurden, „Art for Freedom„.

Museumsdirektor Enno Lenze bei der Eröffnung von Art for Freedeom im Gespräch mit dem Botschafter der Ukraine, Oleksii Makeiev (rechts) und MdB Frank Schwabe. 

Die Unterstützung der Ukrainer in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion bleibt ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir beide waren in diesem Jahr mehrmals in der Ukraine und schicken alles, was nicht unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt: Drohnen, Schutzwesten, Tourniquets. Die Ausstellung „Know Your Enemy“ mit Elektronik, Drohnen, Raketenteilen, mit denen Russland die Ukraine angreift, hat 100.000 Besucher angezogen. Die Ausstellungstafeln mit Bildern und Analysen sind noch zu sehen, aber die Exponate haben wir an andere europäische Ausstellungsorte weitergegeben. Wir ersuchen jedoch, sie aufgrund der extrem hohen Nachfrage noch einmal im April 2025 in erweiterter Form zu zeigen. Unser Dank gilt dem Verteidigungsministerium der Ukraine sowie dem Nationalen Militärhistorischen Museum in Kyiv, mit dem wir eng zusammenarbeiten.

Historisches und wissenschaftliches Rückgrat des Bunkers ist der Berlin Story Verlag mit zahlreichen Titeln zum Nationalsozialismus, zum Beispiel dem Hitler-Itinerar, Hitler Tag für Tag auf 2432 Seiten, mit dem großformatigen Buch zur Nazi-Propaganda mit Plakaten oder mit dem biografischen Interview mit der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, das Mathias Döpfner geführt hat. Viele Titel liegen auch in englischer Sprache vor. Besonders hervorheben möchten wir den 450 Minuten Film „Wer war Hitler„, der umfassendste Film über Hitler, fast ausschließlich mit Originalzitaten aus Briefen, Tage­büchern, Reden, Büchern und Autobiografien.

Der Berlin Story Bunker ist täglich (365 Tage) von 10 bis 19 Uhr geöffnet, letzter Einlass 17.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 12 Euro, einschließlich AudioGuide in zwölf Sprachen (DE, EN, FR, IT, ES, NL, DK, RU, PT, PL, IL, UA).

Berlin Story Bunker, Schöneberger Straße 23 A, 10963 Berlin

Was wir tun, ist sehr transparent. Sie können uns täglich auf X, Facebook und Instagram folgen – oder auf unserem täglichen Informationsdienst Berlin Story News mit Berichten zum Beispiel über die Besuche von Enno Lenze zur Wahl in den USA oder aktuell in Georgien.

lenze@berlinstory.de —- giebel@berlinstory.de

Enno Lenze und Wieland Giebel