Anastasiia macht ein Ex-Bordell in Charlottenburg zum Art House

Eigentlich hat Anastasiia, damals 22, mit dem Bürgermeister von Charkiw am 28. Februar 2022 einen Termin, weil sie aus einem leerstehenden Bankgebäude mit sechs Etagen ein Art House machen will.

Video: Anastasiia Pasichnyk aus Kharkiv

Am Tag bevor der Krieg beginnt ist sie in Kyjiv mit Freundinnen tanzen, sie machen auf dem Heimweg noch einen Soldaten an, kommen um drei nach Hause und am 24. Februar 2022 um vier geht der Krieg los. Sie bringt später eine alte Nachbarin nach Dresden und bekommt, völlig zu ihrer Überraschung, in Berlin-Charlottenburg ein leerstehendes 500-Quadratmeter Bordell angeboten, aus dem sie ein Kulturzentrum machen könne. „Wir machten Projekte, es war ein Geben und ein Nehmen – wir brachten 70.000 Euro zusammen.“

Ihre Familie ist in Charkiw: müde, ausgelaugt, am Ende. Die Stadt ist aufgrund der ständigen Bombardierung halb leer. „Wir haben viele unserer Freunde verloren. Jung, brillant. Die Genies unserer Generation. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“

 

„Und Anastasiia Pasechnik. In Kharkiv hat sie als Schauspielerin, Designerin, Musikerin und Producerin gearbeitet. Während die Berlinerinnen sich vor allem um administrative Dinge kümmern, Kontakte in die Kulturszene knüpfen und Geld sammeln, kümmert sie sich als Art-Direktorin um so ziemlich alles vor Ort. Die energiegeladene 23-Jährige koordiniert Arbeiten von Putzen bis Wändestreichen, organisiert Möbel und hat als Teil einer Jury aus den über 80 Bewerbungen die 18 Künstler:innen für die Residenz ausgewählt. Für sie sei es ein sonderbarer Schicksalsweg, sagt Pasechnik. Denn schon in Kharkiv hatte sie versucht, ein Kunstzentrum aufzubauen, bevor der Krieg ihre Pläne durchkreuzte …“ https://www.tip-berlin.de/stadtleben/ukrainian-cultural-community-berlin-kuenstler-ukraine/

Wie ein altes Bordell in Berlin für Ukrainer ein Zuhause wird, Von Malena Bullmann
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/ukrainische-kunst-im-ehemaligen-berliner-bordell-18400777.html
Obwohl sich der Ort in seiner Selbstverständlichkeit bereits wie eine Berliner Institution anfühlt, könnten die Umstände, die ihn nötig machten, trauriger nicht sein. „Wir alle wurden durch den Überfall auf unser Land hart getroffen, sorgen uns um Freunde und Familie in der Heimat“, sagt die Art-Direktorin der UCC, Anastasiia Pasechnik. „Doch hier geben wir uns gegenseitig Kraft, teilen Trauer und Freude. Es ist ein besonderer Ort des Zusammenhalts.“ — Die Anwohner freuen sich offenbar über die Veränderung, die von den ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern ausgeht: „Die Nachbarschaft ist zu unserer Familie geworden“, sagt Pasechnik. „Wir hatten erst Sorge, dass wir vielleicht zu laut oder zu viele sein könnten und andere sich gestört fühlen würden. Stattdessen kam eine Familie, die mit uns im Haus wohnt, schon beim Einzug vorbei und brachte Gin and Tonic mit. Andere Nachbarinnen und Nachbarn sind beispielsweise Anwälte und haben uns bei Rechtsfragen geholfen.“
https://www.monopol-magazin.de/ukraine-kuenstler-berlin