01 Indien – Asien im Februar 2020

Indien – Vietnam – Kambodscha – Thailand – Malaysia – Singapur und Qatar. Ich will Orte des Vietnamkriegs sehen und alles andere dann auch gleich, hauptsächlich Museen.


Gnadenlos, der Wecker. Sollte ich die Fünf-Wochen-Reise verschieben? Wuhan liegt gut 1500 Kilometer von meinem nördlichsten Reiseziel Hanoi entfernt. Der Tagesspiegel schrieb am Sonntag, also gestern, am 2. Februar 2020: Elf Krankheitsfälle und mehr als hundert Menschen in Quarantäne – das ist allein für Deutschland die bisherige Bilanz des neuartigen Coronavirus. Zwei neue Erkrankungen meldeten die Behörden am Sonntag unter den über hundert Menschen, die am Samstag mit einem Sonderflug aus China nach Deutschland zurückgeholt worden waren. Chinesische Behörden riegelten derweil erstmals eine Stadt außerhalb der am stärksten betroffenen Provinz Hubei ab. Mehr als 300 Menschen starben in der Volksrepublik bereits an dem Virus.

Wird schon gutgehen …

Keiner am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße. Es ist so früh …

Da kann man sich nur verkrümeln. Die Entscheidung zu fliegen war richtig.

Über den Irak. Bei meinem vorigen Flug ging das nicht, da ging es über den Iran.

Keiner trägt hier in Doha beim Umsteigen in Qatar Masken.

Und weiter nach Indien in den Bundesstaat Kerala im Südwesten, nach Cochin oder Kochi.

Motorroller. Das sind Einsitzer, Zweisitzer und nicht so selten auch Dreisitzer. Manchmal passt auch vorne noch ein kleines Kind mit drauf.

Meine erste Begegnung mit Indien. Linksverkehr. Zügig über die Straße. So was wie Bürgersteig kommt nur selten vor.

Hier essen die Anwälte, Richter und Mitarbeiter des Gerichts gegenüber. Das geht mit der Hand, aber als eine Mitarbeiterin mich beobachtet, legt sie mir diskret einen Löffel hin.

Im Kokosnuss-Museum am Dienstag, dem 4. Februar 2020. Kerala bedeutet Kokospalme. Eine Mitarbeiterin freut sich, dass endlich mal jemand kommt und will uns später gar nicht gehen lassen, weil sie sich so gerne mit Nele unterhält.

Die Kokos-Entwicklungs-Behörde stellt aus, was man alles aus Kokosnuß machen kann. Für mich sind eigentlich die kleinen Dosen mit Kokosmilch wichtig, die ich ständig zum Kochen brauchen.

Unten links ist Kerala – 33 Millionen Einwohner. Da sind auch die meisten Kokospalmen. Indien hat 1330 Millionen Einwohner, Deutschland zum Vergleich 84 Millionen.

Ganz schöne Kunst, wie Tatoos.

Ein Löwe aus Kokosfasern.

Geflochtenes Kokos – so wie Untersetzer oder wie Kokosteppiche.

Das Museum ist wirklich winzig und befindet sich im Hof des Kokos Development Boards.

Spaziergang durch den Park am Ufer.

Hier geht es um ein tolles Haarpflegeprodukt, aber wir sehen uns die Rundschrift an. Das ist Malayalam. Die Sprache wird von 37 Millionen Menschen gesprochen, hauptsächlich in Kerala.


Super Technik, es geht so einfach. Die Fassaden müssen bei einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent häufig gestrichen werden. Die durchschnittliche Temperatur beträgt 27 Grad, in Deutschland 10,2 Grad.

Mit der Rikscha, das hat etwas von Achterbahn oder Geisterbahn. Nele, die in Kochi gelebt hat, findet das ganz normal.

Nele könnte ja zum Beispiel ein Filmstar sein, oder eine Youtuberin, oder … jedenfalls löst ihre Erscheinung häufig spontane Begeisterung aus.

Im Museum Hill Place darf man nicht fotografieren. Darauf passt jede Menge Personal auf. Die Vitrinen sind staubig, die Türportale sehen so aus, als streike die Putzkolonne. Ölgemälde sind mit Gaffa geklebt. Echt. Das habe ich in noch keinem Museum der Welt gesehen. Nichts, aber auch gar nichts ist beschriftet. Ein Museum vom Typ: Ist egal, das Gehalt kommt auch so.
In krassem Gegensatz steht die schöne und gepflegte Gartenanlage, die einem Anderen zu unterstehen scheint.

Heute, am Mittwoch, dem 5. Februar 2020, lese ich in den Medien, dass die chinesische Regionalregierung in Wuhan, also die KP-Chinas, den Ausbruch der neuen Corona-Epidemie mehr als einen Monat vertuscht hat. Der Scheitel würde in zwei Wochen erreicht. Es seien außerhalb nur Fälle von infizierten Menschen bekannt, die aus Wuhan kommen. Ich mache mir (für mich) keine Sorgen, soll aber einen Teil meiner Familie in Malaysia aufgrund von Vorerkrankungen nicht besuchen.

Kochi ist eine Hafenstadt, auch eine Industriestadt im am besten organisierten Bundesstaat, nämlich Kerala. Um dem vorwegzugreifen: Ich schreibe das hier im April 2020 und Kerala ist momentan der von Corona am wenigsten betroffene Bundesstaat mit kommunistischer Regierung seit mehr als 30 Jahren, recht guter Gesundheitsversorgung und guter Krisenvorsorge.
Das Gebäude der Hafenverwaltung – vom modernen Kochi zum historischen Teil Fort Kochi
Die Handelsverbindungen von Kochi zu den Golfstaaten sind hunderte Jahre alt. Drei Millionen Menschen aus Kerala arbeiten in den Golfstaaten.
Vasco da Gama Square – das spricht für portugiesischen Kolonialismus.
Das ist gemein, wenn auf dem, was ein Bürgersteig sein soll, eine Stolperfalle platziert wird und gleichzeitig von oben ein Stromkabel hängt. Mein Bein ist nach dem Unfall noch nicht so OK, dass ich unproblematisch stolpern kann. Das ist noch gefährlich.
Historisches Theater. Vor der Vorstellung schminken sich die Darsteller auf der offenen Bühne. Das ist jetzt so für die Touristen, früher war es nicht so.
Ein klassisches, höfisches Musik, Tanz und Showprogramm, bei dem die Ausbildung mehr als drei Jahre dauert und das sich, wie so viele kulturelle Traditionen auf der Welt, nur durch den Tourismus hält. http://www.kathakalicentre.com/
Ich fahre mit der Metro durch Kochi. Es gibt eine Linie.
Es ist ein privates Museum über die Geschichte Keralas. Im Hauptteil darf man nicht fotografieren. Es sind dort chronologisch mit Puppen Szenen aus der Geschichte Keralas dargestellt, sehr einfach, sehr typisch herausgearbeitet, ganz klar. Dazu läuft in verschiedenen Sprachen die Erklärung, je nach Besuchern. Alles wird positiv dargestellt: Die religiöse Vielfalt, einschließlich der Juden, selbst die positiven Aspekte der Kolonialisierung werden herausgearbeitet. Schöpfer ist ein Unternehmer und Philantrop.
Eine junge Frau spricht Nele und mich an. Marketinganalyse. Lustig: Die gleichen Fragen wie bei uns im Bunker: Wo kommen Sie her? Wie haben Sie von diesem Museum erfahren? Was können wir besser machen? Austausch von Visitenkarten. Und jetzt das Erstaunliche: Drei Wochen später besucht diese jungen Frau den Bunker in Berlin. Ich habe sie leider nicht getroffen.
Wie sehen eigentlich so moderne Inder aus? Im einer Mall kann man nicht zu aufdringlich fotografieren.
Im Kino im ShoppingCenter in Kochi läuft Jo Jo Rabbit, der völlig überraschende Anti-Nazi-Film. https://www.youtube.com/watch?v=q_icqOP4Kyo
Wieso mitten in Indien das Kino bei so einem Film ausverkauft ist, verstehe ich erst nicht. Wenn er in Deutschland nach Corona anläuft, erhalten die Mitarbeiter*innen der Berlin Story freien Eintritt.
Nele und Nithin
Am nächsten Tag, am Freitag, dem 7. Februar 2020, geht es nach Kuramakom in die Backwaters, ein Naherholungsgebiet, in ein schönes Hotel.
Es könnte sein, dass die Menschen auf dem Land anders gekleidet sind. Viel schöner. Aber ich will den Mund nicht so voll nehmen, denn meine Indienerfahrung liegt jetzt bei drei bis vier Tagen.
Reisfelder auf dem ganzen Weg
So sehr habe ich mich darauf gefreut. Jetzt endlich die erste Kokosnuss trinken. Es werden während dieser Reise sicherlich hundert.
20 oder 30 Rupien kostet eine, 30 Cent. Wie überall verdienen die Bauern zu wenig.
Backwaters, so wie an der Ostsee Bodden. Auf der einen Seite der Ozean, auf der anderen Binnengewässer mit Süßwasser.
In einem kommunistisch regiertem Bundesstaat, in dem man die Slums Indiens nicht einmal ahnen kann – absolute Ruhe am frühen Morgen.
Anfassen in der Öffentlichkeit. Das geht ja gar nicht. Deswegen ist ein Ausflug in dieses Naturschutzgebiet unter jungen Leuten so beliebt.
Das Wehr trennt den Süßwasser- vom Salzwasserbereich.
Der Kanal ist zugewachsen. Deswegen muss der Motor dauernd aus dem Wasser gehebelt werden, weil sich das Grünzeug verfängt.
Ein Fischer …
… und der Mann, der das Netz im Wasser ausbreitet. Er kann dort stehen.
Dschungel, nur in Indien heißt der Urwald so – naturbelassen, so ziemlich.
Das ist die Buchhandlung in Kochi, eine Stapel-Modernes Antiquariat-Buchhandlung, in der es 1x Mein Kampf und 2 x Anne Frank gibt.
Sonntag, 9. Februar 2020. Gottesdienst in St. George. 20 Prozent der Bevölkerung Keralas sind katholisch. Im Parlament mit 141 Sitzen hat die eine kommunistische CPI (M) 58 Sitze, die CPI 19, also zusammen mit 77 Abgeordneten haben die Kommunisten die Mehrheit.
Laut einer Erhebung von Transparency International aus dem Jahr 2005 ist Kerala der mit Abstand am wenigsten korrupte Bundesstaat Indiens – sagt Wikipedia.
Es nehmen deutlich mehr Frauen als Männer am Gottesdienst teil. Bis ich merke, dass ich auf der Frauenseite sitze, ist es zu spät. Ich war sehr früh gekommen und hatte das System nicht verstanden.
Es ist ja praktisch, nach der Kirche gleich einkaufen gehen zu können.
Hochhäuser entstehen am Rande der Stadt entlang der Metro.
Für Besucher aus kleineren Städten oder vom Land ist die Metro selbst ein Ausflugsziel.
Good bye Kochi, good bye India
Fast alle Flüge gehen von Kochi/Kerala aufgrund der engen wirtschaftlichen Verbindungen in die Golfstaaten, kein einziger in den Norden Indiens. Dann sagt mir Nele, die Besserwisserin: Vielleicht sind wir am Terminal für Auslandsflüge?