MARA – DIE PRIMADONNA DES 18. JAHRHUNDERTS, BUCHEMPFEHLUNG VOM GENERALMUSIKDIREKTOR

GUILLERMO GARCÍA CALVO, Generalmusikdirektor der Städtischen Theater Chemnitz, bespricht in der Sonntagsausgabe der Freien Presse Chemnitz am 10. Mai 2020 das Buch Die Mara – Das Leben einer berühmten Sängerin aus dem Berlin Story Verlag:

Jede Musikerin jeder Musiker muss zahlreiche Opfer bringen, um sein Leben der Musik zu widmen. Wir Aufführende, die keine Noten hinterlassen, sondern nur interpretieren, wissen nicht, wie schnell man uns vergessen wird, so vieler Opfer zum Trotz. Die deutsche Sängerin Gertrud Elisabeth Mara (1749-1833) ist heute kaum bekannt, war aber die Callas, die Netrebko ihrer Zeit. Sie machte in ganz Europa Karriere, schnappte den berühmten italienischen Castrati die Hauptrollen weg und wurde als Primadonna von Friedrich dem Großen in Sanssouci mit 6000 Talern im Jahr honoriert (zum Vergleich: Carl Philipp Emanuel Bach bekam 300, Emanuel Kant 220). Für sie eröffnete er die Oper Unter den Linden wieder.

Es ist ein Glück, dass der Berlin Story Verlag das 1929 erschienene Buch von Rosa Kaulitz-Niedeck über sie neu aufgelegt hat. So können wir uns auf eine faszinierende Reise durch das Leben Maras und ihre Zeit begeben. Wir treffen Mozart, Goethe, Haydn und Beethoven, fahren nach Holland, England, Irland, Frankreich, Italien und Russland. Wie im Leben jeder und jedes Kunstschaffenden sind nicht alle, denen Frankreich, Italien und Kussland. Wie im Leben jeder und jedes Kunstschaffenden sind nicht alle, denen sie auf ihrem Weg begegnet, auf Anhieb begeistert von ihr, erntet sie nicht immer nur Erfolge. Aber dennoch besaß ,die Mara‘. wie Kaulitz-Niedeck in dieser detailreichen Biografie aufzeigt, das, was Plato den Frauen absprach: das wahre Organ für Musik! Und nicht nur Talent für Musik hatte sie, sondern auch für das Schreiben. Das beweist auch ihre im Anhang enthaltene Autobiografie, die sich wie ein Märchen der Gebrüder Grimm liest und an manchen Stellen sogar Dickens vorgreift. Der Weg war hart damals, besonders für eine Frau. Dies wird etwa am Urteil von einem Freund Goethes über Maras Briefe deutlich:

Sie schreibt wie ein Mann, und es ist eine Freude, ihre Hand zu lesen.“ Diese Biografie zeigt uns, wie eine Frau in der damaligen Gesellschaft alle Schwierigkeiten übersteht, einen ganzen Kontinent mit ihrer Musik bereichert und uns Musikerinnen und Musikern noch heute Kraft gibt, uns für unser verehrtes Publikum der vergänglichsten aller Künste zu widmen.