Bucha, Irpin, Hostomel und Kyiv – Sept 2023

Die Brücke von Bucha. Jeder kennt sie. Hier flohen die Menschen in den ersten Tages des Krieges vor den Russen. Ich erinnere mich an die Bilder, wie der Reporter von Fox News aufhörte zu berichten, Trey Yingst, und einer älteren Dame hinüber half.
Vieles ist repariert. Ganz erstaunlich. Manches sieht wie ein Mahnmal aus.
Direkt vor dem Flughafen Hostomel, ausgebrannte, zusammengeschobene Autos. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie viele Menschen darin umgekommen sind.
Ein Stück weiter Richtung Irpin, auf dem Parkplatz einer Landstraße.
Es gibt keine Gewöhnung an diese Situation, auch wenn der Alltag weitergeht.
Nochmal ein Stück weiter. Man sieht das ja, es sind alles private PKW, keine vom Militär. Es sind die Zeugen russischer Kriegsverbrechen.
2. April 2022 in Bucha, am Tag, als die Russen abzogen und die ukrainischen Soldaten kamen. Ich bin jetzt bei meinem Besuch durch diese Straße gefahren.
2. April 2022, auf der Schnellstraße auf dem Weg nach Bucha und Kyiv. An diesem Tag entstand das Titelfoto des Buchs von Enno Lenze: „Ich habe hundert Kilometer russischer Kriegsverbrechen gesehen.“
Hostomel, Bucha und Irpin – so sieht es heute noch aus.

Zeitgleich mit mir ist Natalija Bock da. Ich habe diese zerstörte Siedlung beim Vorbeifahren auf dem Weg nach Hostomel gesehen.
Auf das Flughafengelände komme ich an diesem Tag nicht. Das ukrainische Staatsunternehmen Antonov begann am 23. August 2023, also kurz vor meinem Besuch, das von den Russen zerstörte größte Flugzeug der Welt auseinanderzubauen. AN-225 Mriya (= der Traum), soll neu gebaut werden. Die etwas kleineren Großtransporter  der Ukraine sind in Leipzig geparkt.
In der Halle findet eine Konferenz mit Frederik Develter statt, einem stellvertretender Direktor im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten Belgiens, mit Andrij Jermak, dem Leiter des Präsidialamts der Ukraine.
In Kyiv wird vor der Sophienkathedrale der gefallenen Helden gedacht.
Große Fotos und eine Lebensbeschreibung. Sehr einfach, sehr beeindruckend. Dmetro und Artem.
Daniel.
Alla.
Natalia.
Valentin.
Nebenan an der Mauer des Michaelklosters hängen Verwandte und Freunde Fotos der Gefallenen. Es kein Platz mehr. Es sind so viele Tote. Ich habe versucht, auf diesem Zwei-Minuten-Video  vom 13. September 2023 zu zeigen, wie viele Tote gewürdigt werden.
Mein Besuch galt dem Nationalen Militärhistorischem Museum
In diesem Prachtbau aus den 1960er Jahren werden die Besucher mit einer Karte empfangen, auf der die Patches der aktuellen Militäreinheiten zu sehen sind.
Das wichtigste Exponat, ein Rettungsring des Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, der Moskwa. Die Moskwa selbst wäre das größte Exponat des Museums. Der russische Lenkwaffenkreuzer steht dem Museum zu, ist aber temporär nicht zugänglich. Er wurde am 13. April 2022 von den Ukrainern versenkt. Der Rettungsreifen wurde in Hamburg hergestellt.
Es ist Krieg, aber das Leben geht weiter. Heiraten, bevor er an die Front geht.

 

Oder in der Nähe des Maidan sitzen, Kaffee trinken und den Sommertag genießen.
In den Höfen gibt es überall Pop Up Kneipen und Restaurants.
Die ständig wechselnde Ausstellung mit russischem Panzerschrott ist immer gut besucht. Die sind so gut, die Leute vom Verteidigungsministerium, sie schaffen besten Hintergrund für Selfies und stärken damit gleichzeitig die eigene Kampfgeist.
So schön! So schön renoviert. So liebevoll.

 

Mit den Sandsäcken sind immer noch Kunst und Denkmale abgedeckt.
Und abends geht die Post ab, aber echt überall. So viel Lebensfreude.