Reise zu den deutschen Gaskammern und Krematorien in Polen

Auschwitz, Krakau, Plaszow, Belzec, Majdanek, Sobibor, Treblinka, Warschau.

Ich kenne keinen Gewöhnungseffekt. Im Berlin Story Bunker, in „Hitler – wie konnte es geschehen“, bin ich jeden Tag mit dem Holocaust konfrontiert. Durch diese Räume kann ich nicht gehen, ohne zu verzweifeln. Auch in Auschwitz wird es beim diesem Besuch nicht besser. Die Vorstellung ist grauenhaft, von solchen Mördern vielleicht abzustammen oder von ihnen in der Schule unterrichtet worden zu sein. Bestraft wurde ja fast keiner.

Die Vernichtungslager, die ich besucht habe, lagen im Generalgouvernement. Sechs Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs (1. September 1939) ordnete Hitler am 12. Oktober 1939 an, dass die Militärverwaltung des besetzten Polens durch eine Zivilverwaltung abgelöst werden soll. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion wurden dem Generalgouvernement im August 1941 weitere Landstriche wie Galizien hinzugefügt.

Die Errichtung des Generalgouvernements beruhte auf einem Erlass Adolf Hitlers vom 12. Oktober 1939 und löste daraufhin die geltende Militärverwaltung ab. Es umfasste zunächst eine Fläche von 95.000 km² und wurde am 1. August 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, um den zuvor sowjetisch besetzten Distrikt Galizien auf 144.000 km² erweitert.

Es ging um Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik, um Germanisierung, um „Lebensraum im Osten“, wie Hitler es in Mein Kampf angekündigt hatte. Die jüdische und Teile der polnischen Bevölkerung wurden umgebracht. Parallel zu den Vernichtungsaktionen (Vernichtung durch Arbeit) wurde eine Ausbeutungspolitik entfaltet, die den starken Arbeitskräftemangel in der deutschen Wirtschaft kompensieren sollte.

Historiker bei Yad Vashem in Jerusalem sagen, es habe 2.600 Erschießungsplätze in Europa gegeben – in den von Timothy Snyder als bloodlands bezeichneten Ländern von den baltischen Staaten über Polen, die Ukraine bis zum Schwaren Meer. Snyder sagt auch, in diesem Streifen seien zwischen 1932 und 1945 mehr als vierzehn Millionen Menschen einfach so ermordet worden, nicht im unmitelbaren Zusammenhang mit Kriegshandlungen.

 

Auschwitz

In Auschwitz war ich 2019 – ebenfalls mit Bettina Habsburg-Lothringen von der Museumsakademie Joanneum in Graz und Dirk Rupnow, Professor am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck. Mein ausführlicher Bericht von 2019 ist hier verlinkt.

Auschwitz, Krakau — August 2019

 

Was hat sich geändert? Historiker sagen jetzt, es seien nicht 1,2 Millionen vergaste und verbrannte Menschen gewesen, sondern weniger als eine Million. Für Historiker wichtig. Sie geben sich große Mühe, genau zu sein, herauszufinden, wie es eigentlich war. Ich nehme das ernsthafte Erkenntnisinteresse unterwegs immer wieder wahr. Im Ergebnis bleibt jedoch: Was einmal war, kann wieder geschehen.

Neu im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist, dass Besucher auf den Turm des Eingangsportals dürfen. Damit nimmt man die Perspektive der SS ein.

Dann steht man dort im Turm von Auschwitz-Birkenau und blickt in das Lager hinein zur Rampe, auf der selktiert wurde, wie damals die Täter, die SS-Männer.
Blick vom Gleis an der Rampe zurück zum Eingangsportal mit dem Turm von Auschwitz-Birkenau. Dieses Gleis innerhalb des Vernichtungslagerns wurde erst Anfang 1944 gebaut. Die Vernichtung der Juden aus Ungarn sollte dadurch beschleunigt werden. Im Mai 1944 begannen die Deportationen der ungarischen Juden nach Auschwitz-Birkenau. 424.000 Juden wurden innerhalb von 56 Tagen deportiert. Insgesamt wurden etwa 565.000 ungarische Juden ermordet.

 

Plaszow

Plaszow liegt in Krakau, der Stadt, in der Oskar Schindler, Industrieller und Mitglied der NSDAP, Juden in seinen Emaillewaren- und Munitionsbetrieben beschäftigte. Er forderte 1200 Arbeitskräfte aus dem Krakauer Ghetto an, darunter 600 Juden. Als das Ghetto im März 1943 aufgelöst wurde, bestach Schindler die Führung des Konzentrationslagers Krakau- Plaszow, um seine Arbeiter weiterhin einsetzen zu können. Die Emaillefabrik von Oskar Schindler wurde in ein Museum umgewandelt, das eher die Kriegsereignisse in Krakau während des Zweiten Weltkriegs zeigt.

Ein Zwangsarbeiterlager und später Konzentrationslager in Krakau (damals am Rande) , das erst sehr spät zur Gedenkstätte wurde. Jetzt sind Informationstafeln aufgestellt und das Gelände wird abgesteckt.
Ursprünglich war Plaszow seit dem Sommer 1940 ein Zwangsarbeiterlager: „Zwangsarbeitslager Płaszów des SS- und Polizeiführers im Distrikt Krakau.“ Die Kalksteinbrücher in unmittelbarer Nähe wurden ausgebeutet. Katholische Polen waren die ersten, dann kamen Juden hinzu. Kaum ein Häftling überlebte jedoch länger als vier Wochen.
Im Februar 1943 erhielt der von Lublin nach Krakau versetzte SS-Untersturmführer Amon Göth das Kommando über das Arbeitslager Płaszów. Als das Krakauer Ghetto im März 1943 aufgelöst wurde, wurden 2.000 Juden ermordet und in einem Massengrab auf dem Lagergelände in Płaszów begraben. Zu der Zeit befanden sich 12.000 Menschen im Lager. In der ersten Jahreshälfte 1944 kamen 8.000 ungarische Juden hinzu, und im Sommer und Herbst beim Warschauer Aufstand gefangengenommene Polen, so dass die Zahl der Häftlinge mit etwa 25.000 ihren Höchststand erreichte. In Plaszow wurden 8.000 Menschen ermordet, die meisten starben jedoch durch Arbeit und Hunger.
Das Terrorregime Amon Göths: Zur morgendlichen Beschäftigung von SS-Lagerleiter Amon Göths gehörte es, mit einem Repetiergewehr vom Balkon seiner Villa aus (unten)  Häftlinge zu erschießen. Besonderes Vergnügen bereitete ihm, seine zwei deutschen Doggen auf Inhaftierte zu hetzen. Mindestens 500 Menschen ermordete er selbst. Als Kommandant von Płaszów erwarb er sich nicht nur den Beinamen „Schlächter von Płaszów“; er bereicherte sich auch durch Bestechung und Schwarzmarktgeschäfte.
Steven Spielbergs Film Schindlers Liste beschreibt die Verhältnisse im Arbeitslager Płaszów unter Amon Göth. Der Film wurde in Krakau und auf einem Gebiet nahe dem ehemaligen Arbeitslager Płaszów gedreht. Er machte das Lager und Amon Göth weltweit bekannt.

 

Belzec

Auf dem Gemälde sieht Belzec aus wie ein Gartenparadies. So war es auch angelegt: Blumen an vielen Stellen. Bei der Ankuft der bis zu 2000 Menschen in 15 Waggons wurde eine Rede gehalten, dass sie zur Arbeit gekommen seien. Das erweckte Hoffnung auf einigermaßen gute Ernährung. Die Menschen waren zuvor 24 Stunden oder einen Tag oder zwei Tage in einen Viehwaggon gesperrt ohne Trinken, ohne Essen. Frauen und Männer wurden getrennt, angeblich, weil es zum Duschen und Desinfzieren ging – nackt. Den Frauen wurden dann die Haare geschnitten. Immer wieder baten junge Frauen darum, sie nicht ganz kurz zu schneiden. Anschließend war es vorbei mit Freundlichkeit, sie wurden unter Tritten und Schlägen zur Gaskammer durch eine enge Gasse getrieben, die „Schleuse“. Zwei Stunden nach der Ankunft waren alle tot. 450.000 Menschen wurden ermordet, vier Monate hindurch bei Tag und bei Nacht. 33 Massengräber waren vorbereitet worden. Die erste Gaskammer hatte eine Kapazität von 1000 Menschen pro Tag, sie wurde bald durch eine größere ersetzt. Die Zerstörung am Ende durch die SS war so gründlich, dass Archäologen bis heute nicht herausgefunden haben, wo genau die Gaskkammer stand.

 

Belzec, ein deutsches Vernichtungslager in Polen. In Belzec im Osten Polens, dicht an der Grenze zur Ukraine, wurden vom März bis zum Dezember 1942 mehr als 450.000 Juden vergast und verbrannt. Es gab keine Selektion an der Rampe, wie in Auschwitz, wo Arbeitsfähige herausgesucht wurden. Alle kamen in Belzec sofort ins Gas. Dieses Gemälde eines polnischen Eisenbahnarbeiters aus dem Ort Belzec, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gemalt, hängt auch im Berlin Story Bunker im Bereich Holocaust.
Das Lager wurde von den SS-Mördern im Brand gesteckt.
Luftbild. Eine riesige graue Fläche. Heute wird von einigen Denkmalschützern die Frage gestellt, ob man so einen „Sarkophag“ über die Toten legen darf, weil nach traditionellem jüdischen Glauben dann die Auferstehung nicht möglich sei. 1978 gab es die ersten Vorstellungen zu einem Mahnmal, zu einer größeren Anlage, 1995 bis 2004 fanden Wettbewerbe statt. 2004 wurde mit Unterstützung des American Jewish Committee eine neue Gedenkstätte eröffnet. Das Feld, unter dem sich Asche der Ermordeten befindet, wurde mit Schlackeresten bedeckt und wird durch einen Weg zerschnitten.

 

Die Schienen deuten an, dass daraus Scheiterhaufen zur Verbrennung der Menschen errichtet wurden. Natürlich kriegte die Bevölkerung mit, was dort passierte. Die SS-Leute wohnten im Ort, solange es keine Häuser für sie gab. Alkohol löst die Stimme. 120 Wachmänner sprachen ukrainisch und konnten sich mit den Bewohnern des Dorfes verständigen. Sowjetische Soldaten aus deutschen Kriegsgefangenenlagern meldeten sich freiliillig als Aufseher, weil es dann mehr zu essen gab. Sie wurden nach einiger Zeit erschossen. Weil nichts mehr vorhanden ist, wurde die Gedenkstätte ähnlich abstrakt angelegt wie das Holocaustmahnmal in Berlin, jedoch am historischen Ort.

 

Belzec, weil hier die Bahn von Lemberg/Lviv (heute Ukraine) und Lublin entlang führte. Die Gleise wurden in das Lager gelegt. 15 Waggons passten hinein, wurden entladen und die Juden wurden umgebracht. In zwei Stunden war alles vorbei, die nächsten 15 Waggons konnten kommen, Tag und Nacht.

In Belzec wurden vor allem Chassiden, traditionelle Juden, aus Galizien getötet. Anders als Juden in Deutschland, die deutsch sprachen und weitgehend assimiliert waren, lebten sie in Ghettos/Stadtteilen und sprachen jiddisch. Seit einigen Jahren kommen immer mehr Chassiden als Besucher nach Belzec. In der ukrainischen Stadt Uman versammelten sich zu dem Zeitpunkt 32.000 (angereiste) Chassiden. Ich saß eine Woche zuvor auf dem Weg nach Kyiv ein einem Zug voller Chassiden, die wie im Mittelalter aussehen – aber mit Smartphone.

 

Weil die Namen nicht erfasst wurden, wird an die Orte erinnert. Nach Przemysl fährt man mit der Bahn direkt durch von Berlin aus – der Umsteigebahnhof in die Ukraine.

 

In Rzeszow in Polen, ganz in der Nähe, befindet sich der Flugplatz, den die Amerikaner (und andere) heute für ihre Militärlieferungen in die Ukraine nutzen. Es ist eine wahre Luftbrücke.

 

Wuppertal – und so viele andere Städte. Die meisten Opfer kamen jedoch aus Galizien, das ist der Süden Polens und der Teil der Ukraine bis Lviv/Lemberg.

 

Eine ganz Wand mit Namen, mit jüdischen Namen. Den Toten, einen Namen geben.

 

Namen – heute müssten es Fotos sein, face-book, so wie in Kyiv auf dem Platz vor der Kirche.

 

Die Namen der Orte umschließen die Gedenkstätte.

 

Diese Karte erklärt viel: Hellbraun die Grenze Polens – die Westverschiebung ist zu erkennen. Den Osten rissen sich die Russen und den Nagel und siedelten die Polen auf ehemalig deutsches Gebiet im Westen. Rot das „Einzugsgebiet“ von Belzec. Galicja ist Ukraine.

 

Die Ausstellung selbst ist ähnlich gestaltet wie „Hitler – wie konnte es geschehen“ im Berlin Story Bunker. Man könnte auch sagen, ähnlich wie das (viel größere) War Museum in Saigon:  Fotos, Bild-Text-Tafeln, Karten, Monitore.

 

Majdanek

Germanisieren! Hier ist es schön, die Böden sind fruchtbar, hier werden wir kolonisieren. Lebensraum im Osten schaffen. Erstmal ein KZ bauen, die Juden und Polen ausrotten – so etwa argumentierte Heinrich Himmler. 80.000 Juden, 10.000 Polen wurden in einem Jahr vergast und verbrannt, mit Ukrainern und Belarussen zusammen 80.000.

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek lag damals außerhalb der Stadt Lublin im Südosten Polens. Heute befindet es sich mitten in der Stadt, die inzwischen dreimal größer ist. Das Konzentrationslager war vorübergehend auch Vernichtungslager.

Majdanek wurde seit Ende 1943, dann vom 19. März bis zum 22. Juli 1944 geräumt, die Gebäude weitgehend verbrannt oder vernichtet, weil die Ostfront näher kam. So früh. Es dauerte noch bis zum 8. Mai 1945, bis die Wehrmacht kapitulierte. Zur Erinnerung: Die alliierten Truppen landeten am 6. Juni 1944 in der Normandie – D-Day. Die deutschen Soldaten kämpften verbissen für Hitler und den Nationalsozialismus.

Das Krematorium. 95 Prozent des Lagers auf einem 90-ha-Gelände wurden zerstört, erst von den Nazis, dann einiges von der Roten Armee. Rekonstruiert wurde so, dass man sich heute vorstellen kann, wie es damals war.

Erhalten ist doch erstaunlich viel, was ausgegraben wurde. Das Zyankali zur Vergasung wurde aus Hamburg geliefert.

Einzelne Dosen sind sogar mit Etikett erhalten.

„Aktion Ernetfest“. In einer groß angelegten Aktion ermordeten deutsche SS- und Polizeiangehörige am 3. und 4. November 1943 im Konzentrationslager Majdanek und den Arbeitslagern Poniatowa und Trawniki mehr als 40 000 Jüdinnen und Juden. Es war die größte Erschießungsakion in der Geschichte der Konzentrationslager. Gendarm Otto H. wusste, was vor sich ging: „Früh morgens, nachdem die Aufstellung vollzogen war, begann aus Lautsprechern laute Schallplattenmusik. Ich erinnere mich vor allem, dass Märsche gespielt wurden. Dazwischen hörte ich das Schießen aus Maschinenwaffen.“ Die Aufseherin Erna Pfannstiel beklagte sich in ihrer Vernehmung bei der Stasi über die Folgen: „Schon in den frühen Vormittagsstunden hörten wir plötzlich vom rückwärtigen Teil des Lagers her fürchterliches Schießen. Es war dies so erschreckend und nervenzermürbend für mich, dass ich einen Nervenzusammenbruch erlitt.“ Die Opfer wurden in zuvor angelegte Gräben getrieben und von oben erschossen. Oder sie mussten sich in Gruben legen, oft auf die noch warmen Leichname anderer Ermordeter, und starben dann durch Genickschuss. Ausführlich dazu: Stefan Klemp, „Aktion Ernetfest – Mit Musik in den Tod“. Klemp hat die zahlreichen Aussagen von Zeugen ausgewertet, die im Rahmen von Ermittlungsverfahren entstanden sind. Vor allem im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, aber auch bei der Stasiunterlagen-Behörde und im Bundesarchiv wurde er fündig.

 

Anders als in Auschwitz kommen viele Besucher der Gedenkstätte aus der näheren Umgebung. Schon Ende 1944, also lange vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, richteten ehemalige Insassen und Bewohner das Museum ein. So ist es heute auch in der Ukraine, wo in einigen Orten bereits auf lokaler Ebene an Museum gearbeitet wird, obwohl ein Endes des Krieges nicht absehbar. In Berlin dagegen ist nach 1989 von der Mauer nichts mehr zu sehen ist – geschichtslos.

„Ich arbeite hier seit 1986. Damals habe ich noch FDJ-Gruppen geführt“, sagt der perfekt deutsch sprechende stellvertretende Museumsdirektor.

Das war vom ersten Krematorium erhalten. Ein Sturm hatte das Dach weggefegt. Ukrainer, Polen und Russen wurden zur Arbeit eingeteilt. Juden wurden selektiert, nur die Stärksten wurden zur Arbeit eingeteilt. Die anderen kamen gleich ins Gas, etwa die Hälfte.

Bad und Desinfektion. Wie in den anderen Vernichtungslagen wurde den Opfern vorgegaukelt,

dass sie vor dem Arbeitseinsatz desinfiziert werden.

Wie in den anderen Vernichtungslagern wurde den Opfern so lange wie möglich vorgegaukelt, dass es um Desinfektion geht.

Sie wurden vergast und von den Hilfskräften in die Krematorien gebracht.

Die beiden Krematorien in Majdanek wurden ausgestattet mit Öfen der Firma H. Kori G.m.b.H. mit Sitz in Berlin, Potsdamer Straße 111.

Der koksbeheizte Kori-Ofen im Konzentrationslager Mauthausen, der am 4. Mai 1940 in Betrieb genommen wurde, war vermutlich das erste Modell der von Kori für die Konzentrationslager entworfenen Öfen. Die vier Öfen des Krematoriums im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin besaßen die gleiche Form wie der später erbaute Ofentyp von Majdanek. Sie bildeten zusammen eine einheitliche Einrichtung von 12,46 m Länge und 2,66 m Höhe.

Im Januar 1943 machte die Firma Kori Druck und wies auf ein Lieferkettenproblem hin. Die Armaturteile der Öfen seien beinahe bereit. Die Bestellung seitens des Hauptamts C III werde nun erwarte, um auch das – von einer oberschlesischen Firma gelieferte – feuerfeste Material bestellen zu können.

Die Schuhe sind echt. Sie stammen alle aus dem Vernichtungslager Majdanek. Ein zwölfjähriges Mädchen musste die Schuhe der Toten sortieren, bevor es selbst umgebracht wurde. „…kleine Schuhe, Kinderschuhe, Herrenschuhe, Mädchenschuhe … warum, warum, warum?“, schrieb es in einem Gedicht. Nach der Befreiung des Konzentrationslagers fand man 43.000 Paar Schuhe von Häftlingen. Sie liegen jetzt in der Baracke 52, die im Wirtschaftsteil des Lagers stand und zur Aufbewahrung von Werkzeugen diente.

Die Betten sind historische Rekonstruktionen, also nachgebaut. In jeder Koje schliefen etwa sechs Menschen. Wer nachts auf den Eimer ging, verlor möglicherweise seinen Platz. Die Frauen waren in getrennten Baracken untergebracht. Allein 5.000 Frauen arbeiteten am Flughafengelände von Lublin, um die Kleider der ermordeten Juden aus mehreren Vernichtungslager zu sortierren, reparieren, reinigen und für den Versand nach Deutschland fertigzumachen. Sie wurden dann an bedürftige Deutsche verteilt.

Am 23. Juli 1944 wurde Majdanek als erstes nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager von den Sowjets befreit. Mindestens 78.000 Menschen, darunter bis zu 60.000 Juden, sind im KZ Lublin ums Leben gekommen. Die restlichen Insassen wurden, sofern sie arbeitsfähig war, auf KZs weiter im Westen verlegt.

Gesammelt werden konnte doch erstaunlich viel. Es gibt 6500 Karteikarten und 18 laufende Meter Akten über die Menschen, das Leben und Sterben in Majdanek.
Die Mitarbeiterinnen aus Forschung und Education sind sehr großzügig gegenüber den Fachbesuchern, sie nehmen sich viel Zeit, ihre Arbeit zu erklären.
Dass die Nazis so viel schriftlich festgehalten haben, ist jetzt ein Glück. Hier geht es darum, dass Fahrer von einem KZ in den Niederlanden zum KZ Lublin/Majdanek versetzt werden. Auch wenn in Majdanek selbst solche Unterlagen nicht zu finden waren, sind sie in anderen Archiven erhalten.
29. Juni 1942: Ein Befehl, dass die SS-Männer sich „reinhalten“ sollen, alo keine Beziehungen zur (weiblichen) örtlichen Bevölkerung oder Frauen im KZ aufnehmen dürfen. Befehl des Reichsführers SS, also Heinrich Himmler.
Historische Rekonstruktion des Zauns um Majdanek.

 

Sobibor

Der Weg zur Gedenkstätte des Vernichtungslagers Sobibor führt eine sehr lange Strecke tief in die Wälder hinein.

 

Die Gedenkstätte wurde 2020 eröffnet – im Coronajahr. Sie hat etwa 7,5 Millionen Euro gekostet. Sieben MitarbeiterInnen sind fest angestellt.  Die Besucher der Gedenkstätte, etwa 30.000 in diesem Jahr, kommen überwiegend aus der näheren Umgebung. 75 % sind Polen. Das ist anders als in Auschwitz mit seinen 2,3 Millionen Besuchern im Jahr, die aus vielen Ländern kommen. Es gibt keine Luftaufnahme des Vernichtungslagers Sobibor während es bestand.

 

Deutsche Eisenbahner ließen sich vor der Station Sobibor fotografieren. Natürlich wusste jeder bei der Bahn, was es mit den „Sonderzügen“ der Juden auf sich hatte. „Deutsche“ Eisenbahner waren aber häufig auch Polen.

 

Sobibor Bahnhof, Odilio Globocnik (rechts) kommt ins Lager. Odilo Globocnik war ein österreichischer Kriegsverbrecher, Nationalsozialist, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei. Nach dem „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich wurde er für einige Monate Gauleiter in Wien und war dort maßgeblich für die Judenverfolgung mitverantwortlich. Nach der deutschen Besetzung Polens wurde er SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin des Generalgouvernements. Als Leiter der Aktion Reinhardt zur Vernichtung der Juden im Generalgouvernement unterstanden ihm die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka. In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Ostindustrie GmbH organisierte er die Ausbeutung jüdischer Arbeitskräfte mit. 1943 wurde er zum Höheren SS- und Polizeiführer in der Operationszone Adriatisches Küstenland ernannt, wo er die Partisanenbekämpfung und die Deportation von Juden in das KZ Auschwitz-Birkenau organisierte. Nach Kriegsende wurde er Ende Mai 1945 durch Angehörige der britischen Armee festgenommen und beging kurz darauf Suizid (nach Wikipedia).

 

Die Ausrottung aller Juden war in Berlin schon seit 1939 geplant worden.  Zwischen Mai 1942 und Oktober 1943, also in 18 Monaten, wurden 180.000 bis 250.000 Menschen ermordet.

 

Die meisten Juden kamen aus der näheren Umgebung. In der Stadt Wlodawa wurde nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung ausgerottet – 6.000 Menschen.

 

Niederländische Juden steigen in den Zug, mit dem sie nach Auschwitz oder Sobobor deportiert wurden. Foto von 1942 oder 1943. Insgesamt waren es mehr als 100.000. Von März bis August 1943 war nicht Auschwitz das Ziel der Transporte, sondern das Vernichtungslager Sobibor.

 

33.000 Juden aus den Niederlanden wurden in Sobibor ermordet. Sie kamen in Kutschen zum Bahnf. Ihnen wurde gesagt, sie konnten zur Ansiedelung im Osten die wichtigsten und wertvollsten Sachen mitnehmen.

 

Um die wohlhabenden niederländischen Juden in die Irre zu führen, wurden sie in eleganten Pullmann-Waggons transportiert – mit livriertem Schaffner (links).

1942 hatte ein neunjähriger Junge aus Chelm in Krasniczyn ein Fotoalbum mit zwölf Bildern gefunden und es bis zu seinem Tod 2012 bei sich behalten. Seine Nachfahren gaben es dem Museum Majdanek. Deutsche Juden mussteen 1942 von Majdanek nach Sobibor laufen.

 

 

 

Serry Adler (rechts) war einer der Ermordeten. Sie stammt e aus dem deutschen Ort Urspringen bei Würzburg. Serry Adler (28. November 1925) wurde 1942 mit ihren Eltern von Urspringen aus über Würzburg deportiert. Auf der Rückseite des Fotos steht: „Liebe Leo, Anni und ich im Garten bei Anni photographiert.“ Es könnte sich um Gärten in Urspringen handeln, weil Serry als auch Leo, der Bruder von Justin Adler, auf dem Bild zu sehen sind.
David aus Amsterdam war acht Jahre alt, als er mit seiner Mutter und seinem Vater in Sobibor am 11. Juni 1943 ermordet wurde.

 

Die SS-Leute um Lagerleiter Franz Reichleitner (Mitte) ließen es sich gut gehen. Für die Dreckarbeit hatten sie Ukrainer, Trawniki, die als Tötungsmaschienen eingesetzt wurden.

 

Zu den Trawniki gehörte auch der Ukrainer John Demjanjuk, der von März bis September 1943 in Sobibor eingesetzt war. In einem der letzten NS-Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland wurde er am 12. Mai 2011 vom Landgericht München II wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 27.900 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Dabei konnte Demjanjuk keine konkrete Tat individuell zugeschrieben werden, das Gericht betrachtete jedoch bereits seinen Dienst in Sobibor als ausreichend für eine Verurteilung, da er als Hilfswilliger dort „Teil der Vernichtungsmaschinerie“ gewesen sei; Demjanjuk habe die Begehung der Haupttat durch aktives Tun gefördert. Das Urteil wurde bis zum Tode von Demjanjuk im März 2012 nicht rechtskräftig, da er im Alter von 91 Jahren verstarb, bevor über eine Revision entschieden wurde.

 

Die Ukraine ist drei Kilometer von Sobibor entfernt.

Mich erstaunte, dass die Gespräche auf der Reise auch entlang der polnischen Grenze zur Ukraine sich um Stipendien für Historiker drehten, über Stellen für Dozenten und Professoren, welche Kollegen was veröffentlicht haben – aber immer akademisch blieben, als hätte das, was wir uns an Hitlers Vernichtungskrieg gerade ansehen, nichts mit unserer Verantwortung heute zu tun, mit der Ukraine. Ich hatte gesagt, dass ich gerade aus Kyiv komme. Nur ein Einziger fragte danach. Er war vor Jahren in der Ukraine und auf der Krim gewesen – „natürlich ukrainisch“.

Der Außenbereich, den wir schon sehen konnten, wird erst im Oktober 2023 zum 80. Jahrestag des Aufstands von Sobibar eröffnet. Deswegen gibt es davon hier keine Fotos von mir. Auf der Internetseite Gedenkorte Europa sieht die Darstellung des neuen, weißen Aschefelds der Außenanlage so aus:

 

80TH ANNIVERSARY OF THE UPRISING IN SOBIBÓR

In October 1943, the uprising broke out in the German Nazi death camp in Sobibór. It was one of the most heroic acts of Jewish resistance during WWII. As a result, about 300 prisoners escaped from the camp, from which ca. 50 survived the war.  The ceremony commemorating the uprising is held on 12 October, at 13.00 at the Museum and Memorial in Sobibór. The ceremony on the 80th anniversary of the prisoners‘ uprising at the German death camp in Sobibór is organised under the Honorary Patronage of the President of the Republic of Poland Andrzej Duda.

Am 14. Oktober 1943 zetteln einige mutige jüdische Gefangene  eine Revolte an. Nach dem Aufstand im Vernichtungslager Treblinka am 2. August 1943 ist der Aufstand von Sobibór der zweite erfolgreiche Widerstand in den Todeslagern. Die über 300 Aufständischen töten zwölf SS-Wachleute, brechen aus Sobibór aus und versuchen, in die umliegenden Wälder zu flüchten. Viele Gefangene sterben jedoch auf der Flucht im Kugelhagel der Wachleute oder im Minenfeld am äußeren Zaun des Lagers. Rund 200 überleben den Fluchtversuch. Der britische Regisseur Jack Gold hat die damaligen Ereignisse 1987 in seinem Film „Flucht aus Sobibór“ verfilmt. Sehr informativ zum Aufstand ist Wikipedia.

 

Treblinka

Nochmal ein Schlag in die Magengrube.

Roma und Sinti wurden in Treblinka umgebracht, etwa 2000.

 

In der Kiesgrube:   Von den 20.000 Personen im Arbeitslager von Juli 1941 bis zum August 1944 überlebte weniger als die Hälfte. Sie wurden auch in Werkstätten auf dem Lagergelände sowie auf Baustellen am Fluss Bug ausgebeutet.

Im Vernichtungslager wurden zwischen Juli 1942 und August 1943 deutlich über 700.000, bis zu über 1 Million Menschen ermordet. Wahrscheinlich mehr als in Auschwitz. Treblinka liegt östlich von Warschau. Die Juden aus dem Warschauer Ghetto wurden dort umgebracht.

Die Massengräber wurden mit Baggern ausgehoben. Es waren so viele und es sollte so schnell gehen, dass nur gelegentlich Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.

 

So wurden die Juden ins Lager getrieben.

 

Die Gedenkstätte Treblinka entstand sehr früh. Pläne zur Errichtung eines Denkmals auf dem Lagergelände existierten bereits 1947, als das Komitee zur Ehrung der Opfer von Treblinka (KUOT) eine Ausschreibung für dessen Gestaltung initiierten.

 

Die Massengräber wurden mit Beton abgedeckt. Darauf stehen 17.000 Steine zur Erinnerung.

 

Die Besucher gehen über diese Gedenkplatte. Das empfinde ich nicht als respektlos. Es ist furchtbar. Es ist ganz anders, als die (wahrscheinlichen) Massengräber nur zu sehen. Damals, als man die Anlage gebaut hat, zusammen mit Rabbinern, wollte man das so.

Die einzige auf dem Gelände erwähnte individuelle Person ist der Arzt und Pädagoge Janusz Korczak (Henryk Goldszmit), dem zusammen mit den etwa 200 Kindern, die er auf ihrem Weg nach Treblinka begleitete, ein Stein mit der Inschrift Janusz Korczak gewidmet ist.

Der Schlag in die Magengrube, das sind die Kinder. Ich habe drei Kinder – die keine Kinder mehr sind, ein Kindertheater gegründet, zwei Kinderläden, zahlreiche Kinderbücher gemacht.

Janusz Korczak war Reformpädagoge in Warschau.

1923. Janusz Korczak (Mitte) zwischen seinen Kindern.

Als Reformpädagoge Korczak verfolgte den Grundgedanken der Selbstbestimmtheit und setzte auf Erziehung ohne Autorität und für Individualität. Er förderte die Reflexion von ErzieherInnen und stellte das Kind in den Mittelpunkt. Er setzte auf Erziehungsmethoden wie das Kameradschaftsgericht und das Kinderparlament. Zunächst richtete er ein „Kinderparlament“ ein, in dem die Kinder selbst wählen und die Gesetze für das Heim gestalten sollten. Über Verstöße gegen diese Gesetze sollte das „Kameradschaftsgericht“ entscheiden, dem ein (von Kindern) gewählter Richter oder eine Richterin, vorsaß.

Das Waisenhausorchester

Aus der Leitungsfunktion zweier Waisenhäuser heraus entwickelte er seine bedeutendsten reformpädagogischen Gedanken. Die pädagogischen Schriften Janusz Korczaks stellen ein in viele Sprachen der Welt übersetztes Plädoyer für die Rechte des Kindes, für Vergebung und Milde, für Liebe und Humor in der Erziehung dar.

Korczak zwischen seinen Kindern

Korczak forderte die Erziehenden immerzu dazu auf, Kinder zu beobachten, das eigene erzieherische Handeln zu reflektieren und erst davon ausgehend pädagogisch zu handeln, sich also nicht auf fremde Gedanken und Theorien zu verlassen.

Das alles erinnert nicht an die sowjetische Pädagogik, sondern an das GRIPS-Theater. So sind auch die Ziele von Volker Ludwig, dem Gründer und Mentor bis heute. Die Vorstellung seines Buchs „Es ist herrlich zu leben“,, erschienen im Berlin Story Verlag, fand am Sonntag im GRIPS mit 300 Besuchern statt, bevor meine Reise nach Kyiv am Montag losging. Ich hatte das so gelegt.

5. August 1942, Transport der Waisenhauskinder ins Vernichtungslager.

Im August 1942 wurden die 200 Kinder des Waisenhauses von der SS zur Deportation in das Vernichtungslager Treblinka abgeholt. Obwohl Korczak wusste, dass dies den Tod bedeutete, wollte er die Kinder nicht im Stich lassen und bestand ebenso wie seine Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska darauf, mitzufahren. Der Komponist und Pianist Władysław Szpilman wurde Augenzeuge des Abtransports und beschreibt die Szene in seinen Memoiren:

„Eines Tages, um den 5. August […] wurde ich zufällig Zeuge des Abmarsches von Janusz Korczak und seinen Waisen aus dem Ghetto. Für jenen Morgen war die ‚Evakuierung‘ des jüdischen Waisenhauses, dessen Leiter Janusz Korczak war, befohlen worden; er selbst hatte die Möglichkeit, sich zu retten, und nur mit Mühe brachte er die Deutschen dazu, daß sie ihm erlaubten, die Kinder zu begleiten. Lange Jahre seines Lebens hatte er mit Kindern verbracht und auch jetzt, auf dem letzten Weg, wollte er sie nicht allein lassen. Er wollte es ihnen leichter machen. Sie würden aufs Land fahren, ein Grund zur Freude, erklärte er den Waisenkindern. Endlich könnten sie die abscheulichen, stickigen Mauern gegen Wiesen eintauschen, auf denen Blumen wüchsen, gegen Bäche, in denen man würde baden können, gegen Wälder, wo es so viele Beeren und Pilze gäbe.

Er ordnete an, sich festtäglich zu kleiden und so hübsch herausgeputzt, in fröhlicher Stimmung, traten sie paarweise auf dem Hof an. Die kleine Kolonne führte ein SS-Mann an, der als Deutscher Kinder liebte, selbst solche, die er in Kürze ins Jenseits befördern würde. Besonders gefiel ihm ein zwölfjähriger Junge, ein Geiger, der sein Instrument unter dem Arm trug. Er befahl ihm, an die Spitze des Kinderzuges vorzutreten und zu spielen – und so setzen sie sich in Bewegung. Als ich ihnen an der Gęsia-Straße begegnete, sangen die Kinder, strahlend, im Chor, der kleine Musikant spielte ihnen auf und Korczak trug zwei der Kleinsten, die ebenfalls lächelten, auf dem Arm und erzählte ihnen etwas Lustiges. Bestimmt hat der ‚Alte Doktor‘ noch in der Gaskammer, als das Zyklon schon die kindlichen Kehlen würgte und in den Herzen der Waisen Angst an die Stelle von Freude und Hoffnung trat, mit letzter Anstrengung geflüstert: ‚Nichts, das ist nichts, Kinder‘ um wenigstens seinen kleinen Zöglingen den Schrecken des Übergangs vom Leben in den Tod zu ersparen.“

 

 

Holocaust, Hitler und heute

Ich bin gefragt worden, wie die Reise durch die Todeslager für mich war. Im Bunker https://www.berlinstory.de/ bin ich jeden Tag mit dem Holocaust konfrontiert. Mein Büro liegt hinter den drei Räumen Holocaust – von vierundvierzig in der Dokumentation „Hitler – wie konnte es geschehen“. Ich sehe das Entsetzen in den Augen der Besucher, in der ganzen Körperhaltung, manchmal die Tränen. Wir haben im Berlin Story Verlag so viel Bücher zum Nationalsozialismus gemacht https://www.berlinstory-verlag.de/, aus der Perspektive der Opfer, über die Täter, das Hitler-Itinerar – jegliche intellektuelle Durchdringung ist nichts gegenüber der direkten Konfrontation mit dem Morden in den Vernichtungslagern.

Nein, ich kann mich nicht daran gewöhnen und bin auch nicht abgehärtet. Zu sehen, wie unsere Vorfahren Millionen von Menschen abgeschlachtet haben, wie Menschen zu Tausenden einfach mit der Pistole in der Hand exekutiert wurden, wie Kinder in den Scheiterhaufen zwischen die vergasten Körper der Erwachsenen geschoben wurden, weil es dann besser brennt – ich kann das für mich nur einigermaßen klar kriegen, indem ich mich für die Ukraine engagiere. Putin ist Hitler ohne Holocaust. Alle Besucher des Bunkers ziehen heute diesen Vergleich. Er liegt auf der Hand. Es läuft, wie Bunkerdirektor Enno Lenze sagt, nach dem Handbuch der Diktatoren. Putins Holocaust kann nur verhindert werden, wenn die Ukrainer schnell den Krieg gewinnen, wenn sie genug Unterstützung erhalten. Daran arbeiten wir mit unseren bescheidenden Mitteln.

Allein während ich in Polen war, haben wir eine Ladung Hilfsmaterial geliefert, dazu eine Drohne (dazu Enno Lenze auf Twitter https://twitter.com/ennolenze/status/1704180580038979947) und zum Kauf eines Rettungswagens für Saporischschja nicht unwesentlich beigetragen.

Ein Rettungswagen für Saporischschja, er geht auch mit unserer Hilfe während unserer Reise durch Polen in die Ukraine.

Der Bunker ist zu einem Zwischenlager geworden. Aktivist Alex schreibt am letzten Tag unserer Reise:

„Liebe Leute, es ist vollbracht! Der Rettungswagen für Saporischschja ist finanziert. Vielen, vielen Dank an Euch alle, die Ihr gespendet oder unsere Botschaften weiterverbreitet habt!
Der Wagen ist bereits gekauft und für den Weitertransport aus Polen ist fast alles vorbereitet. https://ukrainesolidaritybus.org/en/

 

Torniquets per Express an die Front. Ein Hoch auf Nova Posta, die es möglich macht. Inzwischen haben wir mehr als 1.000 TQs geliefert, mehr als 500 Westen und Helme, Dutzende Generatoren, gepanzerte Fahrzeuge, Drohnen geliefert.

 

Während meiner Reise durch Polen kam auch dieses Foto von der Front. Wir hatten an unsere Freunde von der Territorialverteidigung  große Schutzplatten für große Männer in der Klasse NIJ III+ aus PE. 11×14 Zoll geschickt, statt der üblichen 10×12″. Aus PE und damit leichter, als die üblichen aus Alu/Keramik. Die große PE Platte wiegt 1,3 kg, die kleine klassische ca 2,5 kg (jeweils vorn und hinten!)
Zwei Tage später kam dieses Foto von einem anderen Frontabschnitt.

Ein Hoch auch auf das Internet! Während ich in der ganzen Woche während der Reise am letzten Schliff dieses Buchs gearbeitet habe, ging die Druck-PDF am Sonntag, dem letzten Tag unserer Reise, an die Druckerei. Enno Lenze, Chef des Berlin Story Bunkers, hat mit „Into the Fire“ ein Buch über seine Reisen in den letzten Jahren nach Kurdistan-Nordirak, Afghanistan und mehrmal in die Ukraine vorgelegt. Druckereien sind inzwischen so schnell, dass die ersten Exemplare am Freitag ausgeliefert werden können.

 

Dirk Rupnow, der mit anderen die Führungen machte: „Die Empfindlichkeiten ändern sich. Es gibt Moden in der Darstellung.“ Darum ging es bei dieser Reise. Man kann den Holocaust nicht wirklich darstellen. Man kann auch kaum die unterschiedlichen Darstellungsversuche in den Vernichtungslagern bewerten. Sie sind der Zeit geschuldet und dem Umfeld. In Treblinka besprechen sie Änderungen auch mit der Gemeinde. Gedenkstätten für das Volk, nicht für die Experten.