Berlin Zeit, eine neue Ausstellung im Ephraim Palais, die bisher beste Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums. Mal gucken, was anders ist als bei uns im Bunker. Eine kurze Betrachtung.
Besuch am 27. Januar 2024, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee.
Es fängt an mit einer Bombe, die mehr der Deko dient. Bombe haben wir auch …
Wir haben die amerikanische 500 Kilogramm Bombe selbst vom Sprengplatz im Grunewald geholt. Dadurch wissen wir, was sie wiegt. Mit sieben Mann kann man die Palette tragen.
Quatsch machen? Nein, nicht nur, diese Geste ist ein Filmzitat und zeugt vom hohen Bildungsstand der Mitarbeiter: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb, ein satirischer Film von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964. = Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben.
Vorteil des Kurators Gernot Schaulinski im Stadtmuseum. Er hat das Original. Ich musste damals zur Ausgrabung vor der niederländischen Botschaft und die Archäologen bitten, die Decke mal wegzuziehen, damit ich fotografieren kann.
Bei uns wird deutlich, dass das Skelett von Berlins ältestem Schwein 50 Jahre älter ist als die Ersterwähnung Berlins. Ich schließe aus den angekokelten Knochen, dass Berlin mit einer Grillparty anfing 🙂
Gut inszeniert, aber mit seltsamem Zusammenhang: Eine Friseurhaube für Dauerwelle, offensichtlich restauriert.
Ich erinnere mich daran, wie die Hauben des ehemaligen Friseurmuseums am 28. Juli 2011 aus dem Keller des Stadtmuseums im Nikolaiviertel einfach weggeworfen wurden. Ich drückte den Schrottleuten 20 Euro in die Hand und klemmte eine auf’s Fahrrad. Mehr konnte ich nicht transportieren. Damals war ich einige Jahre lang Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Stadtmuseums.
Heute steht die Haube im Berlin Story Bunker, in Deutschland 1945 bis heute. Der Bezug: Die Rolle der Frauen. Starke Trümmerfrauen, dann in den 1950er Jahren zurück an den Herd [für mich nicht verständlich, wie das möglich war, warum die Frauen das mitgemacht haben], erst in den 1970ern wurde die Frauenbewegung (weltweit) stark – bis heute. Rechts: Der Beate Uhse Katalog für Ehehygiene, im Original und zum in die Hand nehmen und darin blättern (also nicht in einer Vitrine).
Was ich nicht verstanden habe: der AudioGuide im Stadtmuseum. Wer oder was ist Romano? Redet der nur für Kinder? Warum haben die Texte keinen Bezug zur Ausstellung? Möglicherweise gibt es eine Erklärung, ich habe keine gefunden. Vorteil bei uns: Die AudioGuides mit Texten zu jedem Raum werden (sichtbar für die Besucher) desinfiziert und die Kopfhörer kommen in ein Ozon-Bad, werden also nicht einfach an den nächsten gegeben.
Wo ist der Unterschied zwischen Stadtmuseum und dem Bunker? Wir bedienen nicht das deutsche Bildungsbürgertum, bei dem Reichstagsbrand, NSDAP und SA ohne Erklärung vorausgesetzt werden, sondern erklären die Geschichte lückenlos in zwölf Sprachen – nicht in zwei. Unsere Zielgruppe ist anders, 70% der Besucher kommen aus anderen Ländern. Das ist „demanding“, sagen unsere Besucher, anstrengend, eine Herausforderung – und bedanken sich nach drei oder mehr Stunden.
Offenkundig ist dies keine Ausstellungsbesprechung. Maritta Tkalec hat in der Berliner Zeitung sehr ausführlich und positiv den Rundgang mit dem Kurator beschrieben. Ihr Vorteil: Sie wurde geführt und irrte nicht durch die Zeiten. Zugegeben, die (sehr schönen) Räume des Ephraim-Palais sind nicht gut für ein Museum geeignet. Wir haben im Bunker vom Stadtmuseum Amsterdam gelernt, den Rundgang komplizierter Raumabfolgen besucherfreundlich zu gestalten: Wie bei Ikea, mit gelben Türen, gelben Pfeilen am Boden sowie unübersehbaren Raumnummern.