Ruanda – Besuch bei einer Genozid-Überlebenden

„Und was ist mit Gaspard?“ – „Tué – getötet.“ – „Warum Gaspard auch, ein Gärtner?“ – „Er war Tutsi. Alle, die bei Dir gearbeitet haben, wurden umgebracht.“ Ich besuche Eugenie, damals 19, die den Genozid an den Tutsi mit ihren beiden Kindern in einem Erdloch überlebt hat. Ihr Mann und die gesamte Familie wurden ermordet. Eine Million Tutsi und auch Hutu, die nicht mitmachten, wurden 1994 mit Macheten erschlagen oder in Kirchen verbrannt – im unmittelbaren Einzugsgebiet unseres Gesundheitszentrums 63.000. Ich arbeitete in den 1980ern mehrere Jahre in Ruanda auf dem Hügel Mukoma, 26 Kilometer von der nächsten Straße entfernt. Ein Kaleidoskop Ruandas in 250 Bilder und Reels.

Ruanda in 27 Kapiteln – mit einem waghalsigem 14-Minuten Bonus-Video

Kapitel 1: Ankunft

Die Beziehungen zu den Kolonialstaaten sind weiterhin für die Flugrouten prägend: BER – Brüssel – Kigali. Ruanda war deutsche Kolonie von 1884 bis 1916, dann belgisches Mandatsgebiet bis zur Unabhängigkeit 1962.
Der Victoriasee, im nördlich von Ruanda gelegenen Uganda mit den beliebten Victoria-Barschen, die ich nicht so gerne esse. Die Leichen des Genozid wurden über den Akagera-Nil in den See gespült. Wir haben gerade den Äquator Richtung Süden überquert.
Der Flughafen wurde in den 1980er Jahren gebaut, als ich als Entwicklungshelfer in Ruanda war. Damals schien er ein überdimensioniertes Prestigeobjekt von Präsident Juvénal Habyarimana gewesen zu sein. Heute ist er genau richtig.
Wie in Singapur: eine breite Palmenallee zum Flughafen. Und Motos ohne Ende, die schnellen Zweirad-Taxis.
Mille Collins, das Land der tausend Hügel. In Kigali stimmt es mit den Hügeln, die sich aber im Land zu hohen Bergen auswachsen.
Auch wenn man nichts zu sehen scheint, sieht man viel, nämlich die stabilen, intelligenten und auch noch recht attraktiven Maßnahmen gegen Korrosion und zur Ableitung der Wasserströme in der Regenzeit.
Hochhäuser in einer Stadt, die ich fast nur mit Hütten und einem geringen Anteil von Steinhäusern im Zentrum für die wenigen Wohlhabenden und Abazungu kenne, die Weißen.
Am nächsten Morgen: Aufwachen im Paradies. So scheint es. Im Spielfilm „Hotel Ruanda“, der hier spielt, wird auf blutige Szenen weitgehend verzichtet. „Sie deuten die Massaker nur an. Warum? – Wie kann ich das Unmögliche auf die Leinwand bringen und zeigen, wie Menschen andere Menschen mit Macheten zerhacken? Es wäre nicht auszuhalten gewesen.“ Bevor ich Eugenie im Norden von Ruanda treffe, möchte ich das Kigali Genozid Memorial sehen.

 

Kapitel 2: Kigali Genozid Memorial

 

Ich stehe im Regen. Aber was ist das schon? Zwei junge Engländer, die Yad Vashem in Jerusalem kannten, hatten sich dafür eingesetzt, dass diese Erinnerungsstätte 2004 entstand, zehn Jahre nach dem Genozid.
Diese Grabstätte ist keine symbolische. Das Kigali Genocide Memorial ist die letzte Ruhestätte für mehr als 250.000 Opfer des Völkermords an den Tutsi in Ruanda. Es ehrt die Erinnerung an die mehr als eine Million Ruander, die 1994 getötet wurden. In den hier überbetonierten Särgen liegen jeweils bis zu 50 Tote. Ein weiteres große Genocide Memorial befinden sich in Nyamata. Die anderen sind das Murambi Memorial Centre, das Bisesero Genocide Memorial Centre, das Ntarama Genocide Memorial Centre und das Nyarubuye Memorial. Es gibt mehr als 250 Gedenkstätten, die an den Völkermord in Ruanda erinnern. Wir werden weitere kennenlernen.
Alles geschah bei Tageslicht und die Öffentlichkeit wusste Bescheid, heißt es im Genocid Memorial. Der UN-Sicherheitsrat erteilte dem UN-General Roméo Dallaire nicht das Mandat einzugreifen. Dallaire hatte drei Monate vorher angekündigt, dass ein Genozid geplant sei und unmittelbar bevorstehe. Er wusste wie viele andere, dass die Macheten aus China geliefert worden waren. Die Lagerorte waren bekannt. Die Führer der Hutu-Milizen waren bekannt.
250.000 Tote auf einem Friedhof. Die internationalen Vertretungen, heißt es im Genozid Zentrum, zeigten sich gleichgültig und inkompetent. Die UN wusste von Waffen und Ausbildung. Die Franzosen bildeten die Täter aus und halfen ihnen später, außer Landes zu kommen. Sie bildeten einen Fluchtkorridor für die Mörder nach Zaire/Kongo. Nur sehr wenige Helden halfen. Ein einziger Amerikaner blieb, Carl Wilkens von der Adventisten-Kirche.
Totenschädel ohne Ende. Wie auf den Killing Fields in Kambodscha. Von 7 Millionen Ruandern wurde innerhalb von 100 Tagen eine Million erschlagen oder verbrannt, eine Million vertrieben. 90 Prozent aller Tutsi wurden ermordet.

 

Wir sehen die Lebenden, die nicht mehr leben. Für die Waisen, für Hunderttausende von Waisen gab es keine oder kaum Hilfe. Viele starben. Viele Opfer verarmten ohne Familienzusammenhalt.

Die Vertreter der zahlreichen Botschaften mussten informiert sein, die endlos vielen Hilfsorganisationen. Das spricht sich ja in so einer kleinen, auf die Hauptstadt konzentrierten ausländischen Gemeinde schnell herum. In diesem 30-Seiten-Bericht der Heinrich Böll Stiftung aus dem Jahr 2021 wird die Rolle der deutschen Vertretung gut untersucht. Der Botschafter war auf seinem letzten Posten, demnächst in Pension. Er berichtete, was ihm aus dem ruandischen Präsidentenbüro zugetragen wurde: „Alles halb so wild. Gerüchte. Natürlich passiert nichts.“ Der Botschafter wollte, so geht es aus den Akten hervor, keine Panik machen und einen ruhigen Feierabend haben. Für seine Stellvertreterin war es die erste Stelle. Da ist schwer zu sagen, was normal und was außergewöhnlich ist. Es waren aber auch die Bundeswehr mit meist sieben Leuten vor Ort und jede Menge deutsche Entwicklungshilfeorganisationen, die Partner von Rheinland-Pfalz miteinem stets gut informiertem Büro. Nie habe ich in meinen Jahren in Ruanda erlebt, dass die abgehobene Botschaft im Weißenviertel in der Hauptstadt Kontakt zu den Deutschen auf den Hügeln in Ruanda aufgenommen hätte, um herauszufinden, was die Landbevölkerung denkt. Doch. Weihnachten. Nachdem die Bundeswehr den Weihnachtsbaum eingeflogen hatte, gab es eine Feier am Botschafts-Pool. Meine eigene Erinnerung ist eher, dass die Aufmerksamkeit der Entwicklungsexperten und Diplomaten mehr darauf gerichtet war, junge Ruanderinnen zu vögeln und mit Besuchern aus Europa in die Nationalparks zu fahren. Die UN hatte ein deutsches Flugzeug angefordert, das Hilfsgüter aus Tansania einfliegen sollte. Die Entscheidung der Ministerien in Deutschland fiel, nachdem alle ermordet und der Genozid abgeschlossen war.

 

Kapitel 3: Belgian Memorial Camp

 

Idealisierung. Wie die Bundeswehr in Afghanistan oder Mali. Die belgischen Kommandos waren als persönlicher Schutz für die Frau von Präsident Habyarimana eingesetzt. Sie wurden im April 1994 unmittelbar nach dem Abschuss des Präsidenten beim Landeanflug auf den Flughafen Kigali in eine Falle gelockt, von einem Hutu-Soldateska-Mob erschlagen und erschossen.

 

Am 6. April 1994 wurden Habyarimana und andere abgeschossen, am 7. April 1994 rief Radio Libre des Milles Collin dazu auf, die „Tutsi-Kakerlaken“ zu eliminieren.  Laut der im Jahr 2014 einstimmig angenommenen Resolution 2150 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen über die Verhütung und Bekämpfung von Völkermord kostete der Völkermord an den Tutsi in Ruanda innerhalb von 100 Tagen etwa eine Million Menschen das Leben. Hutus und andere, die sich dem Völkermord widersetzten, wurden während des Völkermords an den Tutsi ebenfalls getötet.

 

In diesem so erhalten Gebäude in Kigali wurden die zehn Soldaten ermordet.

 

Das Denkmal für die zehn Ermordeten. Wie beim Holocaust-Mahnmal: Was über die Vorstellungskraft hinaus geht, kann man nur abstrakt darstellen. Den vollständigen, genauen und sehr interessanten Text der Tafeln der Gedenkstätte kann man auf (easy) Englisch als PDF (5 Seiten) hier lesen.

 

Diese Soldaten waren alle jung. Viele Einträge im Trauerbuch sind von ihren Eltern und von Geschwistern.

Was ist das Verbrechen des Völkermordes?

Gemäß Artikel II der „Konvention der Vereinten Nationen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“, die am 9. Dezember 1948 angenommen wurde, ist der Völkermord ein Verbrechen: Jede der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu vernichten:

– Tötung von Mitgliedern der Gruppe; Verursachung schwerer körperlicher oder geistiger Schäden bei Mitgliedern der Gruppe;

– der Gruppe vorsätzlich Lebensbedingungen aufzuerlegen, die ihre vollständige oder teilweise physische Zerstörung herbeiführen sollen; Maßnahmen zu ergreifen, die Geburten innerhalb der Gruppe verhindern sollen;

– die gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.

 

4. Auf dem Weg zu Eugenie

 

Matatu, der Linien-Kleinbus, das Haupttransportmittel auf dem Land für kürzere oder auch längere Strecken.

 

Bedarfshaltestelle. Bedarf ist, wo jemand steht und wartet. Dort hält der Kleinbus.

 

Motos, kennen wir schon aus Kigali, sie sind aber auch in Kleinstädten und auf Märkten das beliebteste Transportmittel. Auf diesem Bild sehen wir aber auch rechts schon das Fahrradtaxi, die traditionellere und preiswertere Variante und den Laster, Camion. Das nächste Video erklärt die Bedeutung des Camion anhand einer Kuh auf Sightseeing-Tour.

 

Fahrradtaxi mit einem gepolstertem Sitz. Wenn das nicht reicht …
… kann man auch ein Großraumtaxi bestellen.
Das Fahrrad als Transportmittel, erstaunlich flexibel. Airtel ist ein indischer Zahlungsdienstleister, überall und auch in Ostafrika stark vertreten. Man kann mit dem Handy zahlen und überweisen.
Kochbananen und Maniok.

Zuckerrohr auf dem Rad.
Ein sehr schönes Erklärfoto. Alles ist grün, die Hügel oder Berge sind durchgehend aufgeforstet, das Land ist vollkommen bebaut. Wir sehen Bananen und Maniok sowie vorn den braunen, fruchtbaren Boden. Traditionelle Siedlungsstruktur, nämlich Rugos, Einzelgehöfte.
President Barack Obama and First Lady Michelle Obama greet His Excellency Paul Kagame, President of the Republic of Rwanda, and his daughter Ange during a U.S.-Africa Leaders Summit dinner at the White House, Aug. 5, 2014. Die Dynamik der Entwicklung auf allen Gebieten wird Paul Kagame zugeschrieben, seit dem Jahr 2000 Präsident Ruandas, der momentan eine dritte Amtszeit von jeweils sieben Jahren ausübt, wozu die Wahlgesetze in einem Verfassungsreferendum geändert wurden. Kagame hatte Ruanda 1994 in 100 Tagen durch das militärische Eingreifen der Ruandisch Patriotischen Front (RPF) erobert, von den Tätern des Genozid befreit.  Die RPF geht auf eine in Uganda aufgebaute Tutsi-Miliz zurück. Kagame musste als Tutsi mit seiner Familie im Alter von fünf Jahren aus Ruanda nach Uganda fliehen, wurde dort unter Museveni Chef des militärischen Geheimdienstes und erhielt eine Ausbildung der United States Army in den USA. Wikipedia: „Paul Kagame wird ein weitreichender Einfluss auf die Entwicklung der ruandischen Gesellschaft nach dem Völkermord zugeschrieben. Ihm wird eine maßgebliche Rolle bei der Stabilisierung des Landes und dem wirtschaftlichen Aufschwung Ruandas angerechnet. Von vielen Afrikanern auf dem ganzen Kontinent wird er daher bewundert und Ruanda unter seiner Herrschaft als Modellstaat für das übrige Afrika gesehen.“ – dann folgt die Kritik an ihm.
Hier ist die Terrassierung zu sehen, aber überwuchert.
Während die Terrassierung gegen Erosion auf diesem Bild gut zu erkennen ist.
Dörfliche Siedlungsstruktur in neuen, recht großen Häusern. So möchte es die Regierung gerne, dass sich Dorfstrukturen bilden. Dazu werden übers Land verteilt Mustersiedlungen gebaut.
Nyirangarama ist eigentlich nur ein kleiner Marktplatz, aber mit beeindruckendem Gebäude für Verwaltung und Kommerz.
Die erhebliche Menge an Autos spricht dafür, dass sich ein Mittelstand gebildet hat. In den 1980er Jahren war das unvorstellbar.
Viehmarkt.
Hotels auf dem Land – gab es auch nicht. Wie überall liebevoll angelegt, gepflegt und mit großem Parkplatz.
Vollmilch aus Mukamira, unserem Zielort. Früher gab es Milch nur bei den Patres zu kaufen. Die hatten auch einen Laden in Kigali mit abgepackter Milch. Heute sind über das Land verteilt Molkereien, die die Geschäfte in den Städten beliefern und eigene Läden in Kigali betreiben.
Der Coffee Shop von Mukamira, unser Treffpunkt, gleich neben Mukamira dairy, der regionalen Molkerei mit Stützpunkt in Kigali.. Gleich sehe ich Eugenie. Sie wird so gespannt sein wie ich. In ihre Haus wartet ein Festmahl auf uns: Reis, Kartoffeln, Kochbananen, Bohnen und Rindfleisch.

 

Kapitel 5: Rückblick

 

Der „Wartesaal“ vor dem Gesundheitszentrum Mukoma im Jahr 1985. An jedem Tag kamen durchschnittlich 250 PatientInnen, oft mit Kindern. Sie erhielten eine Holztafel mit Nummer, halfen sich gegenseitig beim Lesen. Das Gesundheitszentrum befand sich in einem Wohnhaus, weil das eigentliche Gebäude nicht fertig wurde. Das Geld war verschwunden.
Krankentransport. Das Einzugsgebiet umfasste einen Radius von etwa 15 Kilometern, gelegentlich mehr, weil es bei uns gute Behandlung und immer Medikamente gab. Malaria war die Haupterkrankung. Unten im Tal lagen die sumpfigen Gebiete des Nils, wo die Anopheles Mücken sich vermehrten, oben war eine sehr, sehr dichte Bevölkerung. Ich hatte 17x Malaria und am Ende Malaria Tropica, da musste ich zurück nach Deutschland, weil ich gleichzeitig auch Borreliose hatte, von der Hepatitis sowie der stillen Feiung Schlafkrankheit gar nicht zu reden.

 

Damit die Männer nicht auf ihrem natürlichem Recht bestanden, als erste dranzukommen. CS für Centre de Santé. Bei den Patres in Nyambuye gab es eine Schreinerei, die dieses Design-Werk ausführen konnte.

 

Obwohl es eigentlich schnell ging, gab es doch lange Wartezeiten, weil morgens alle auf einmal kamen. Die Frauen stillten zum Glück sehr lang.

 

Mukoma Ende 1983. Die Häuser sind nicht richtig fertig. Wir machen viel selbst, damit es losgeht.

 

Eineinhalb Jahre später: ein blühender Garten. Links Papaya, rechts Bananen. Maracuja überwucherte die Ställe und den überdachten Sandkasten, hundert Ananas warteten darauf, gegessen oder zu Wein verarbeitet zu werden . Meine Mutter ist zu Besuch. Ich habe ihre Berichte von den beiden Besuchen digitalisieren, denn die sind viel anschaulicher als alles, was ich dazu geschrieben habe. Sie war Umucecuru, die „alte Frau“, ging viel spazieren, um sich mit Nachbarn zu unterhalten. Sie deutsch, die anderen kinyaruanda.
Links die Karnickelställe, hinten das Kalb im Stall. Außerdem erkennt man gut die Lehmziegel – klimatisch deutlich günstiger als gebrannte Ziegel.

 

Herstellung der Lehmziegel. Der Lehm kommt in eine Form und trocknet dann einige Tage. Lehm, Kuhmist (= Zement) und geschnittenes Gras (= Feuchtigkeitsspeicher, Elastizität)
Das Kalb hatte sich einen Fuß gebrochen, schleifte die Wunde immer über den Boden und erhält hier ein Antibiotikum. Weil es nicht besser wurde, musste ich es später doch schlachten, schächten.

 

Eier. Deswegen erhielten die Hühner möglichst etwas geschroteten Mais.

 

Der Badeofen. Unter den zwei Fässern, die man sieht und die als Speicher dienten, befinden sich liegend zwei eingemauerte Fässer, die durch die Öffnung vorn beheizt wurden. Zum Maurer bin ich nicht geboren, hat aber geklappt.

 

Mein Meisterstück: Ein Ofen aus Lehm, der innen konisch zuläuft, damit man Töpfer unterscheidlicher Größe hineinsetzen kann. Dadurch spart man gegenüber dem Feuer zwischen drei Steinen mindestens ein Drittel der Energie – es gab nicht genug Brennholz. Ich könnte eigentlich den Bauplan auch noch digitalisieren, mit dem ich in polytechnischen Schulen gezeigt habe, wie man den Ofen aus dem Material baut, aus dem die Lehmziegel sind. Die Schulen erhielten dann eine Form. Der Ofen wurde für 100 Amafranga verkauft – ein Einkommen für die Schule oder für den Lehrer, jedenfalls ein wirtschaftlicher Anreiz.
Athanas macht im Küchenhaus Wäsche.
Gaspard zeigt, wie die Karnickel im Stall gehalten werden. Der Stall ist aus Lehmziegeln. Die Abdeckung aus stabilem Bambus, damit man einen Stein darauf legen kann, damit die wilde (Leopard-ähnliche) Goldkatze sie nicht reißt. Der Boden des Stalls besteht auch aus Bambus, damit die Hasenköttel durchfallen und man darunter Würmer züchten kann für die Fischzucht in der Nähe. Gaspard wurde während des Genozid mit seiner gesamten Familie umgebracht.

 

Eugenie, hier in der Mitte im weißen Kleid auf dem Fahrrad von Gaspard, einem Luxusgut. Sie spricht perfekt französisch, heute auch gut englisch, nach der Sprachumstellung in Ruanda nach dem Genozid. Die Fotos habe ich in Mukoma gleich entwickelt. Ich hatte ein kleines schwarz-weiß Labor mit.

 

Eugenie mit einem würdigen Herren in der Nähe des Gesundheitszentrums.
Alles sind tot außer Eugenie. Eugenie mit ihrer Familie und ihrem Vater, einem würdigen Herren, der es ihr, der Tochter, ermöglichte, was er nicht hatte, nämlich zur Schule zu gehen, sogar zu einer weiterführenden Schule. Daran erinnere ich mich gut. Ich hatte Eugénie vorgeschlagen: „Lass uns doch mal Deine Familie besuchen. Ich möchte gern den Hof Deiner Eltern besuchen, Euer Rugo.“ Rugo ist die traditionelle Wohnform der Tutsi in Ruanda. Es sind Hütten aus Lehm und Holz mit Dächern aus Blättern oder Gras. Diese Hütten sind in der Regel von Bambuszäunen für das Vieh umgeben. Ein Rugo ist meist eine Einheit aus mehreren Häusern, den sogenannten Inzu, in denen alle Mitglieder einer Familie leben. In der Regel gibt es: ein rundes Haupthaus, das von zwei großen Umzäunungen umgeben ist, die den Vorhof (urugo) und den Hinterhof (ikigo) abgrenzen. Der Vorhof (ikirugu) wird für das Vieh genutzt. Diese Haustiere werden durch eine Feuerstelle (igicaniro) in der Mitte vor Fliegen geschützt. Es gibt kleinere Wohnräume: für Jugendliche, die nächsten Familienmitglieder und Besucher.

 

Kapitel 6: Eugenie heute

 

Während wir unterwegs sind, steuert Eugenie mit dem Handy ihre Familie. Wir haben sie zuvor in ihrem Haus in Mukamira besucht. Beruflich war sie bis vor kurzem verantwortlich für das Personalwesen einer großen Tee-Kooperative, Usine a The Rubaya. In ihrem Haus leben ihre beiden Kinder. Der Sohn studierte drei Jahre in China in Hainan IT (bis Covid-19), die Tochter studiert in Europa Luftfahrt. Sie wurde genau ein Jahr vor dem Genozid geboren, im April 1993. Ihren Großvater, der immer in seinem Rugo, dem Hof, auf einem Hügel gelebt hat, haben die Kinder nie bewusst kennengelernt. Im Haushalt wohnen mehrere weitere Personen, Teile der Familie, die den Genozid überlebten, aber auch eine Jugendliche, die verwaist ist. Eugenie trägt die Verantwortung für alle und muss sie durchziehen. Wir machen mit ihr eine kleine Rundreise durch Ruanda und besuchen Mukoma.

 

Die Gebäude auf dem Hügel hinten, das ist Kinazi, der Marktplatz, sechs Kilometer vom Hügel Mukoma entfernt.
Wir sind in Ruhango von der Asphaltstraße abgefahren. Dort war früher unser Postfach, B.P. 80, wo Briefe und die taz ankamen. Die Fotos aus der taz wurden ausgeschnitten und an brave Kinder im Gesundheitszentrum verteilt. Diese Pot-O-Pot-Straße aus gestampftem Lehm ist in gutem Zustand. Einmal im Monat ist Umuganda, eine Art Subotnik: die Bevölkerung repariert Straßen und übernimmt andere Arbeiten im öffentlichen Interesse. Jeder.

 

Kinazi am Sonntag. Es ist wenig los. Markttag war gestern.

 

Die haben es geschafft: Eine neue Kirche, nach dem Genozid gebaut. Die alte Kirche gibt es nicht mehr. Dort hatte Eugenie sich mit ihren beiden Kindern versteckt. Der Pfarrer hatte gesagt, sie seien sicher. Eugenie hat ihm nicht vertraut, sich nachts fortgeschlichen und konnte sich bei Bekannten verstecken. Die Kirche wurde angezündet. Alle kamen darin um.

 

Der Kontrast. Gut, dass wir so tief ins Land hineinfahren. Das Haus ist in Ordnung. Es hat Türen. Man erkennt auf der rechten, nicht verputzten Seite die Baustruktur mit den Lehmziegeln. Und man sieht noch etwas. Strom! Auch die kleinen Gebäude und Häuser sind elektrifiziert. Was für ein Fortschritt! Mülltrennung ist per Gesetz vorgeschrieben. Plastiktüten sind verboten. Wikipedia: „Nur ca. 6 % der Bevölkerung, vor allem in Städten, hatten 2009 einen Stromanschluss.“ Das ist sehr lange her.
Die Kirche ist auch bei den Presbyterianern voll.
In der Grundschule findet eine Versammlung statt. Eugenie: „Dort bin ich zur Schule gegangen, also in das frühere Gebäude, ein Lehmhaus. Das war jeden Tag eine Stunde zu Fuß hin und eine zurück. Für uns Kinder kein Problem.“
Open Air Versammlung – ich habe vergessen, um was es geht.
U.E.B.R. Mukoma, ein historisches Schild. Union der baptistischen Kirchen Ruandas oder Union des églises baptistes du Rwanda. Das Gesundheitszentrum wurde getragen von der baptistischen Kirche Ruandas und finanziert von der evangelischen Kirche in Deutschland sowie von der Southern Baptist Convention in den USA. Das sind hardcore Missionare, die aus dem mittleren Westen kommen, dem bible belt.
Das neue Schild. Jetzt finanziert USAID im Wesentlichen das Health Centre. Man möge aber auch die Entwässerung der Pot-O-Pot-Straße beachten, die für die Regenzeit groß genug sein muss.
Von Kinazi nach Mukoma. Die Schilder von links nach rechts: Ausbildungsprogramm für Maurer, Schweißer und Elektriker, für Zimmerleute, für Nähen und Friseur; Gedenktafel Genozid; dritte weiß ich nicht und die vierte weist auf das neue Gesundheitszentrum in Kinazi hin. Und hier gilt es, die Umspannstation im Hintergrund zu beachten.

 

Kapitel 08: Das Gesundheitszentrum

 

Die Hauptstraße von Mukoma. Links die Wohnhäuser, rechts das Gesundheitszentrum.

 

Ein Gesundheitszentrum ist wie ein kleines Krankenhaus. Eigentlich kann man hier fast alles behandeln. Weniger als ein Prozent der Patienten wurden in das nächste Krankenhaus mit Ärzten gebracht. Der Betrieb war so wie in der Charité: In der Woche die Routine und am Wochenende abends Notfallstation: Da kamen die jungen Männer, die sich mit der Machete gekloppt hatten. Ich erinnere mich an einen, dem das Ohr so runterhing. Die Frage war dann: Mit Lokalanasthäsie oder ohne? Keiner wählte „mit“, denn das kostete den Wert von zwei Bier. Weil wir zu der Zeit keinen Strom hatten, hielt mein Ältester (7 oder 8 jahre alt) die Laterne, ich schüttet aus der Flasche Desinfektionslösung in die Wunde und klammerte dann. Klammern ist besser als nähen, wenn es mit der Hygiene nicht so weit her ist, damit Infektiöses einen Weg nach draußen findet.

 

Es ist zwar ein Überraschungsbesuch, aber viele Mitarbeiterinnen sind da. Auf dem Schild steht noch „Centre de Sante Mukoma“. Eigentlich ist es ja jetzt Mukoma Health Centre.
Eugenie stellt mir die Dame im weißen Kittel vor, die an diesem Wochenende die Leitung des Gesundheitszentrums hat. „Die Schwester von Marthe.“ Marthe war unsere direkte Nachbarin. Sie hatte fünf Kinder. Ihr Mann, Pastor Ruhamya, bemühte sich immer liebevoll, vorbildlich um Familie und Haus. Mutter, Vater und vier Kinder wurden totgeschlagen. Auch sie waren Tutsi. Eines der Kinder hat überlebt und ist heute Staatssekretär im Innenministerium von Ruanda.
Hier stimmt etwas nicht. Diese Begrüßung ist nur scheinbar freundlich, eigentlich skeptisch, distanziert. Ich kenne die Frau noch, als sie Mädchen war. Den Hintergrund, was da los war, weiß ich nicht.
Eine öffentliche Wasserstelle. Das ist neu. Ich hatte damals eine Zisterne gebaut, die mit Wasser aus dem Nil versorgt wurde, das die Farbe von Milchkaffee hatte, also gründlich gefiltert werden musste. Der Kies-Sand-Filter setzte sich aber immer zu, bis ich eine Infusionsflasche mit einer Aluminiumsulfatlösung füllte, langsam eintröpfeln ließ, damit die Sedimente koagulierten und sich besser abfangen ließen. Wir hatten statt der schönen Wasserstelle nur einen einfachen, öffentlichen Zapfhahn – und, Luxus, fließend Wasser im Haus.
Ein neues Gebäude. So sahen die anderen damals aus, als sie neu waren.
Gynäkologie.
Apotheke.
Das Hauptbuch – für wenn der Computer nicht geht.
Das Aids-Register.  (Nur) 2,3 Prozent der Erwachsenen sind in Ruanda HIV-positiv, mehr als 90 Prozent von ihnen kennen ihren Status, nehmen Medikamente und haben eine unterdrückte Viruslast. HIV-Positive erhalten seit 2004 kostenlos antiretrovirale Medikamente. Ich habe seit 1984 Aids-Aufklärung im Gesundheitszentrum gemacht. Wir hatten einen Holzpenis, über den das Gummi gestülpt wurde. Gummis gab es trotz des Widerstands der katholischen Kirche kostenlos und durch USAID in beliebiger Menge. Allerdings weiß ich nicht, ob jemand das mit dem Holzpenis verstanden hat und dieses Gummiteil für den vorgesehen Zweck eingesetzt hat. Im Radio wurde jedenfalls auch intensiv über die von Aids ausgehende Gefahr gesprochen – sehr früh.
Bedrückend. Das Einzugsgebiet. Heute ist es etwas kleiner, weil es mehr Gesundheitszentren gibt. 63.000 Tote allein hier.
Rundgang und Abschied.
Die Häuser der amerikanischen Missionare von der Southern Baptist Convention lagen ganz oben auf dem Hügel, waren doppelt so groß wie unseres und machten mehr einen Burg-ähnlichen Eindruck. Die Amerikaner mussten alle zwei bis drei Jahre nach Haus, um zu berichten, wie viele Seelen sie durch Taufe gerettet hatten – und um Geld zu sammeln. Uns blieb das erspart. Bei Dienst in Übersee kam es darauf an, gute Arbeit zu leisten. Missionieren war nicht unsere Aufgabe. Das wäre mir auch nicht so von der Hand gegangen 🙂
Heute sind Hecken zwischen den Häusern. Das entspricht dem traditionellen Rugo, dem Hof mit der Lehmhütte in der Mitte, einem gestampften Platz drumherum und einer mannshohen Hecke um den Hof.
So wirkt jetzt auch unser ehemaliges Haus. In meinem Kopf hatte sich der blühende, subtropische Garten erhalten, von dem nichts blieb. Es wucherten Obst, Gemüse und Blumen. In einer Küchenhütte konnte man Wäsche machen und kochen, rechts befand sich der überdachte Sandkasten. Aber das Lehmhaus, das wir für Eugenie gebaut haben, hier links, das steht noch.
Die Terrasse und die Wiese davor waren das Lebenszentrum, umgeben von Papaya, Bananen, Zitronengras (gegen die Anopheles).
Hmmm, der schöne Ofen für warmes Wassser … mein Meisterwerk.
Eugenie stellt mir die derzeitige Bewohnerin vor. Im Hintergrund ihr Haus.
Eine Satellitenschüsseln – damit habe ich nicht gerechnet. Aber klar, wo Strom ist, kann man auch die Welt über Satellit empfangen.
Hinter dem Garten hatten wir auch ein kleines Feld mit Ananas, Süßkartoffeln, Erdnüssen, auch mit Mais und Sorgho-Hirse – Cannabis wird genauso hoch. Ich habe nie ein Wort mit Gaspard darüber gewechselt, aber als die Ernte einzubringen war, erledigte er das diskret, sorgte für die korrekte Weiterverarbeitung und stellte die Tüte mit der Nutzpflanze bereit. Nichts kündigte an, was passieren würde.
Die Gedenktafel an den Genozid am Gesundheitszentrum. „Mein Mann, die Kinder und ich, wir gingen am 18. April 1994 hier von Mukoma zum St. Josephs College in Kabgayi und versteckten uns in den Büschen, im Wald. Nachdem wir mitbekommen haben, dass unsere Familien tot sind, kamen wir am 21. Mai 1994 nach einem Monat zu Fuß beim College von Kabgayi an. Mein Ehemann wurde mit vielen Männern in einem ONATRACOM-Bus abtransportiert, also einem Bus der staatlichen Transportgesellschaften. Er wurde in Ngororero in Gisenyi verbrannt und/oder in den Fluss Nyabarongo geworfen.“ Ngororero Jenoide Memorial:  In May 1994, the attacks moved to Kabgayi where Tutsis from various parts of the country had sought refuge including some that had left Ngororero before the killings. Those originally from Ngororero were returned to Ngororero on two buses after being told that security had returned to their town. On arrival, however, all those being transported were stripped naked and then killed.

 

Ich erinnere mich an den Pastor. Ich erinnere mich an Marthe. Die anderen kenne ich nicht mehr, sie arbeiteten später im Gesundheitszentrum. Rechts ist unser Haus. Hier fand der Genozid statt.

 

Kapitel 09: Ort des Genozid an der Schule

 

Malerisch. Rechts die Park-ähnliche Anlage, links Kinazi, dahinter, aber nicht sichtbar, Mukoma, aber ganz hinten kann an die Sümpfe des Nil erkennen.
Der Gedenkstein für die Ermordung der Tutsi. Auf der Rückseite des Steins geht es weiter. Die Schulgebäude sind neu, aber die Schule war hier.
In den Klassenräumen wurde den Tutsi Schutz angeboten. Sie saßen in der Falle.
Der Ort sieht friedlich aus.
Ein Wächter muss aufschließen.
In dieses tiefe Loch wurden die Erschlagenen geworfen. Ein Massengrab. Acht Meter tief. Oder noch tiefer? Hier und an anderen Orten wurden die Toten geborgen, also exhumiert, ihre Identität wurde festgestellt – oder der Versuch dazu gemacht.

 

10: Grab- und Gedenkstätte bei Mukoma

 

Etwas weiter, aber immer noch in unmittelbarer Nähe des Gesundheitszentrums Mukoma, kommen wir zur Gedenkstätte für den Genozid an den Tutsi im Bezirk Ruhango.
Es ist abgeschlossen und keiner will den Schlüssel haben. Jetzt erlebe ich Eugenie wie nie vorher und auch wie nachher nicht mehr. Sie faltet die Aufsicht zusammen, lässt einen Chef holen und macht klar, dass es ein Donnerwetter geben wird, wenn jetzt nicht sofort geöffnet wird. Hinten erkennt man einen Mann, der ausdrückt: Ohhh, ohhh, ohh …
Das hat gewirkt. Die Anlage ist ziemlich groß.
„Was wir hier sehen“, sagt Eugenie, „ist nichts Symbolisches. Hier liegen tatsächlich 63.000 Gebeine. Alles Menschen, die zu uns ins Gesundheitszentrum gekommen sind, die wir behandelt haben – und deren Kinder. So viele tote, totgeschlagene Kinder hier.“
Ihr Mann, ihre Eltern, die ganze weitläufige Familie, die Nachbarn, sie alle liegen unten in dem riesigen Sarkophag.
„Das Leben geht weiter. Ich bin immer optimistisch. Jeden Tag.“ – „Und nachts?“ – „Du hast recht. Nachts nicht.“
Zahlreiche kleine Gedenkstätten erinnern an den Genozid in Ruanda. Dies ist in der Kirche von Nyamata. Dort fand eines der brutalsten Massaker statt.

Nach dem Völkermord an den Tutsi war die ruandische Justiz, während des Konflikts stark geschwächt, nicht in der Lage, den mutmaßlichen Tätern des Völkermords ein vollständiges Verfahren zu gewähren – bei mehr als 120.000 verhafteten Verdächtigen hatte die Justiz nur die Kapazität, etwa tausend pro Jahr zu verurteilen.

 

Am Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR), von den Vereinten Nationen mit Sitz in Arusha (Tansania) eingerichtet, wurden November 1994 – Dezember 2015 nur 61 Täter verurteilt – wie Nürnberg.

Um die Verfahren zu beschleunigen und so den nationalen Versöhnungsprozess zu verwirklichen, richtete die ruandische Regierung „Gacaca-Gerichte“ ein, bei denen es sich um ein auf traditionellen Praktiken basierendes System der Gemeinschaftsjustiz handelt. Nach der Bearbeitung von 1.958.634 Fällen wurden die Gacaca-Gerichte am 18. Juni 2012 offiziell geschlossen. Quelle: Belgian Memorial Camp Kigali

The New Yorker: The Life after, April 27, 2009, ausführlicher Backgrounder: „I had met Kagame five times between 1995 and 2000; on each occasion, the interview ran for hours, and he often spoke of growing up in exile, and how his experience of exclusion had led him, as a young man, to take up armed struggle. But when he talked of being Tutsi it was always as an identity that had been held against him, never as an affirmative declaration of belonging …“

My Neighbor, my Killer –2’30 Trainer zum Spielfilm über Gacaca-Gerichte

 

Kapitel 11: Von Mukoma nach Kigali

 

Das Leben geht weiter. Es geht für viele besser weiter als zuvor. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung leben viel mehr Menschen in Häusern mit fließend Wasser und Strom.
Zwei Stunden später: Kigali.

 

Kapitel 12: Auf dem Weg zur Teefabrik

 

Zum Tee müssen wir noch die Berge hinauf.
Wirklich überall: jeder Flecken Erde wird genutzt.
Wenn ich das richtig interpretiere: Die gefleckten Kühe sind Holsteiner) oder Kreuzungen), die braune Kuh ist eine traditionell ruandische, die weniger Milch gibt.
Traumjob Moto-Fahrer? Es scheint so. Teilweise gehören die Maschinen den jungen Männern, meist aber einem Unternehmer, für den sie fahren.
Ein Ziegeltransporter, geschoben von drei jungen Männern. Die Reifen halten das aus. Ziegel werden überall lokal gebannt nach traditioneller Methode mit Holzkohle. Und wir sehen Elektrifizierung und drei Satellitenschüsseln.

Kapitel 13: Die Teefabrik Pfunda

Pfunda ist die zweitälteste Teeverarbeitungsfabrik Ruandas. Es folgt ein kleiner Lehrgang.
Teefelder im Empfangsbereich, an denen erklärt wird, wie man pflückt und dass die obersten Blätter alle zwölf Tage gepflückt werden. Die Teebäume stehen fünf Jahre.
Liebevoll ist das gesamte Gelände gestaltet.
Auf Schüttelbändern mit Sieb unten wird heiße Luft zum Trocknen eingeblasen.
Sieht man ja, eine Art Teematsch entsteht.
Der Tee wird hier ganz geschreddert, fast pulverförmig.
Zum nächsten Trockengang …
… und noch ein Trockengang.
Ein weiterer Trockengang.
Überraschend: immer noch enthält der Tee so viel Feuchtigkeit.
Nächster Zerkleinerungsprozeß.
Das fertige Produkt.
Und hier der gesamte Bearbeitungsprozess visualisiert. Toll gemacht.
Exportiert wird in alle Länder, in denen Tee getrunken wird. Nach Europa, in arabische Länder, selbst nach China.
Der Transport geht mit dem Laster an einen Hafen in Tansania.
Das wäre meine erste Frage gewesen, aber hier liegt schon die Antwort: Holz ist die Energiequelle.
Eukalyptus gehört zu den schnell wachsenden, kommerziell gut zu verwertenden Hölzern.
Die Hitze ist fast wie im Stahlwerk, in dem ich mal einige Monate bei Krupp in Bochum gearbeitet habe.
Der Tee selbst wird zum touristischen Produkt.
Für die MitarbeiterInnen gibt es eine Art Social Club, ein Zentrum für Arbeiter und Bauern.
Je höher, desto Tee.
Hier auf dieser Hochebene und noch lange Zeit begleiten uns die Teeplantagen.

 

Kapitel 14: Nach Gisenyi zum Kivusee und weiter nach Kibuye

 

Abends in Gisenyi am Kivusee. Ohne Filter, ohne Photoshop. Der See liegt zwischen Ruanda und dem Kongo. Kurz zurück in die Zeit des Ersten WELTkriegs: Die deutsche Schutztruppe erreichte kurzzeitig die Hoheit auf dem Kivusee und besetzte die Insel Idjiwi. Durch ein bewaffnetes deutsches Motorboot  der Kaiserlichen Marine wurden im September 1914 zwei belgische Boote erbeutet. Im Verlauf des Krieges wurde die Schutztruppe von belgischen Kolonialtruppen aus dem Kongo nach Südosten abgedrängt. Zur weiteren Erklärung: Im Herbst 1913 wurde das „Bodelschwingh-Boot“ in Einzelteilen mit dem Schiff nach Afrika geschickt und am Kivu-See bei der Missionsstation Rubengera zusammengebaut. Am 30. September 1914 heißt es in einer amtlichen deutschen Depesche: „Auf dem Kiwusee kreuzt ein armiertes Motorboot unter Führung von Oberleutnant Wunderlich“. Dazu bemerkt Missionsinspektor Walter Trittelvitz: „Das kann kein anderes sein als unser Missionsboot ,Bodelschwingh!“ Dies Boot hat also nie seinem ursprünglichen Zweck gedient, es ist nie als Missionsboot gefahren, sondern sofort nach dem Zusammenbau für die Truppe Lettow-Vorbecks requiriert worden. Es hatte ein Maschinengewehr bekommen und einen Panzer aus dem härtesten Holz, das es im Urwald gab.“
Und heute: Es ist noch viel schlimmer geworden. Die Lichter im Hintergrund strahlen aus der Stadt Goma im Kongo. Das Gemetzel der Soldateska hört nicht auf, es scheinen Psychopathen zu sein, aber es geht auch um Bodenschätze in der Kivu-Provinz des Kongo, Coltan und Kobalt. Während des Bürgerkrieges und Völkermords in Ruanda 1994 war Goma eines der Hauptziele für Flüchtlinge. Unter diesen waren nebst Zivilisten auch Mittäter des Genozids. Nachdem über eine Million Flüchtlinge die Stadt erreicht hatten, brach in den Lagern eine Cholera-Epidemie aus, die mehrere Tausend Opfer forderte. Vor der Zuwanderung lebten 161.956 Menschen in Goma. 1994 kamen 400.000–850.000 Flüchtlinge in die Stadt. Kurz nach unserem Besuch im Januar 2023 schoß die ruandische Armee auf einen kongolesischen Sukhoi-25 Kampfjet, der von Goma aus in den ruandischen Luftraum eingedrungen war.
Ist aus der Aufforstung etwas geworden? Das war eine meiner zentralen Fragen vor der Reise. In Kurdistan sah es ja nicht so gut aus. In Ruanda erinnere ich mich an die jungen deutschen Förster in den 1980er Jahren, die die Aufforstung hartnäckig propagierten. Sie fuhren mit ihren Enduros von Cyangugu aus durchs Land, motivierten gut, kamen super mit den Ruandern aus und waren einem Joint nicht abgeneigt. Nur ihr Schimpanse hat das Kiffen nie gelernt. Er war aber dauernd betrunken – Sorghobier, lieber als Bananenbier. Toll für die Kinder, denn er wurde übermütig und hat nichts als Quatsch gemacht.
Welche Lebensfreude.
Kleiner lokaler Markt. Die Feldfrüchte sind auf Tüchern auf dem Boden ausgebreitet.
Unsere Kuh damals war auch so klapperdürre und gab einen bis eineinhalb Liter Milch pro Tag. Für uns war das OK. Ein Teil davon konnte im Gesundheitszentrum ausgegeben werden. Der Kosten-Nutzen-Effekt war minimal, man könnte sagen negativ. Aber Milch konnte man nicht abgepackt kaufen, nur in Kigali.
Der Kivusee, die Hügel und die Virunga-Vulkane, der ruandische Teil. Die Heimat der Gorillas – auf halber Höhe der Berge. Wir haben sie nicht besucht, hauptsächlich aus Zeitgründen, aber das kostet jetzt auch 2000 Dollar (super!).  Als ich in Ruanda war, wurde die Berggorillaforscherin Dian Fossey umgebracht – „Gorillas im Nebel“. Am Morgen des 27. Dezember 1985 wurde sie mit eingeschlagenem Schädel in ihrer Hütte im Karisoke Research Center aufgefunden. Bis heute konnte ihr Tod nicht aufgeklärt werden. Es gab eine Auseinadersetzung, ob sie in den USA bestattet werden sollte, oder, wie es ihr Wunsch war, auf dem Gorillalfriedhof in der Nähe ihrer Forschungsstation. Was macht man in einem tropischen Land mit einer Leiche? Sie kam ins Eislager von Coca Cola und wurde dann bei ihrem Lieblingsgorilla Digit begraben. Der Regierung ist die Bedeutung der Gorillas und des Nationalparks bewußt – heute noch mehr als damals.
Das scheint sich jemand Neuschwanstein am Kivusee zu bauen – ein Hotel.

 

Kapitel 15: Das Umweltmuseum am Kivusee in Kibuye

 

Ich suche eine katholischen Ferienanlage am Kivusee, heute sagt man eher Ressort. Aber ich finde ein Umweltmuseum.

 

Transportboote, der Kivusee als Wasserweg.
So ein schön gelegenes Museum.
Das Umweltmuseum am Kivusee mit einer Installation aus Plastikflaschen. Plastikflaschen darf man nutzen. Ich habe keine einzige irgendwo herumliegen sehen, irgendwie weggeworfen. Mülltrennung ist in Ruanda gesetzlich geregelt und die Menschen halten sich daran.
Professionelle Kunstwerkauszeichnung. Renaissance? Vielleicht weil man früher in der „Renaissance“, in grauer Vorzeit, solche Flaschen hatte? Oder eine Wiedergeburt des Plastikmülls.
Ein Relief von Ruanda. Links der Kivusee, oben die Vulkane. Man erkennt, dass sich die Vulkankette Richtung Westen in den Kongo fortsetzt. Grün das Naturschutzgebiet, das wir als nächstes besuchen werden.
Diese Förderplattform für Methangas haben wir von Gysenyi in weiter Entfernung im Norden des Kivusees erkennen können, aber mein Smartphone hat davon keine erkennbaren Fotos geliefert. So als Abbildung im Museum ist einfacher.
Oben die technische Erklärung. Was passiert dann mit dem Gas? Es wird unmittelbar genutzt für den größten Steuerzahler Ruandas, eines der wichtigsten Unternehmen, Bralirwa, die Bierbrauerei, die Primus und Mützig braut.  Der hier verlinkte Wikipediaeintrag bezieht sich auf das Jahr 2014 und ist deswegen völlig veraltet, was die Monopolstellung von Bralirwa angeht, einem Unternehmen von Heiniken (75%). Unibra hat mit Skol inzwischen einen Marktanteil von 25 Prozent. Bier darf von Staatsbediensteten montags bis donnerstags ab 16 Uhr konsumiert werden, freitags bereits ab 13 Uhr. Alle anderen dürfen immer 🙂

 

Geothermie – Ruanda hätte gute Möglichkeiten, Energie aus dem Erdinneren zu gewinnen, aber die Gefahren werden auch geschildert.
Leberwurstbaum„, dieser Baum trägt einen deutschen Namen.
Das Universum auf den Schultern für die Ewigkeit halten – ich hoffe, es dauert für Eugenie nicht so lange.
Das Motto des Museums.
Die Aufforderung zum Handeln: What can YOU do! Wie bei uns im Bunker, wo auch die letzte Tafel an die Verantwortung jedes Einzelnen erinnert und wo wir zum aktiven Eingreifen in die Gesellschaft auffordern.

 

Und dann, nachdem wir weitergefahren sind, sehr ich von einem Hügel aus den Ort, zu dem ich eigentlich wollte, weil es damals so toll war.

 

Kapitel 16: Nyungwe Hotel und Tour durch den Urwald

 

Vom Kivusee geht es nur bergauf in den Nyungwe-Urwald, den größten Bergregenwald in Ost- und Zentralafrika, immergrün. Weiter begleiten uns Teefelder.
Über den Wolken. Die Berge sind bis zu 3000 Meter hoch. Der Nationalpark umfasst 1000 Quadratkilometer. Wir sehen auf der Fahrt einen Pickup mit Rangern und einem Mann in Handschellen. Wildern oder auch nur illegal Holz fällen wird bestraft – nicht zu knapp. Auch nicht fotografieren kann man die Soldaten, die in kleinen Gruppen etwa nach jedem Kilometer der asphaltierten, sehr guten Straße stehen. Dabei geht es nicht um Wilderer, sondern um die nahe Grenze zum Kongo/Zaire und zu Burundi. Der Wald war immer wieder Einfallsgebiet von Milizen.
Ganz oben. Top View Hill Hotel in Nyungwe. Kaum zu beschreiben dieses Gefühl. Jetzt kann ich Bergsteiger verstehen.
Über Nacht in den Bergen in unendlich tiefem Schlaf.
Deswegen: am nächsten Morgen geht um sechs Uhr die Sonne auf. Ganz sicher tut sie das wie jeden Tag. Nur heute ist alles voller Wolken. Vielleicht stehen auch die Berge im Weg. Aber es gibt Frühstück. So ein Luxus!
Covid-19 Corona Test. Nur so geht es in den Urwald zu den Affen. Wir müssen ihn dann tatsächlich vorweisen und die Dokumente werden genau geprüft.
In den 1980ern konnte man einfach so in den Urwald. Damals haben wir Twa getroffen, Pygmäen. So richtig konnte ich nicht herausfinden, ob sie heute noch frei im Urwald leben. Die Regierung, sagt Eugenie, hat sie angesiedelt. Hmmm …, das habe ich vor 40 Jahren auch schon gehört und bei den kanadischen Ureinwohnern auch. Denen ist das, wie man weiß, nicht gut bekommen. Google lässt mich ziemlich in Stich. Diese Antwort der World Rainforest Movement ist aus dem Jahr 2002: „In common with many other Pygmy peoples, the Twas’ rights to forest lands and resources are not recognised in customary or written law and the evictions took place without compensation or alternative land provision.“
Hier sind wir jetzt, Great Rift Valley, der Große Afrikanische Grabenbruch. Die Abspaltung der Arabischen Platte von der Afrikanischen Platte während der letzten 35 Millionen Jahre ging von hier aus. Der Große Afrikanische Grabenbruch ist von seinem nördlichen Ende in Syrien bis zu seinem südlichen Ende in Mosambik rund 6000 Kilometer lang. Gleichzeitig verläuft hier von Nord nach Süd auf 3000 bis 4000 Meter Höhe die Afrikanische Hauptwasserscheide zwischen den Quellgebieten des Weißen Nil und des Kongo.
Visitor Center im Nyungwe-Nationalpark.
Der Schädel des letzten Elefanten im Nationalpark – gewildert. Auch das war in den 1980er noch anders. Wir haben Elefanten gesehen, die deutlich kleiner waren als die im Akagera-Park, also dem Urwald angepasst.  Es ist das größte Torfmoor im tropischen Afrika im Nyungwe und war bis 1999 Lebensraum der letzten Elefanten.

Den Nationalpark darf man nur mit Guides betreten.
Sehr cool. Der Guide zeigt die Tiere auf dem Smartphone, die man hört, aber nicht sieht. Er zeigt, wie es hier war und auch was wir verpassen, weil wir keine Zweitagestour mit Übernachtung im Zelt machen, sondern nur einige Stunden durch den Urwald laufen.
Überall sind nie gesehene Pflanzen zu bestaunen. Bäume wachsen unter- und übereinander. Breite runde Kronen aus großen Blättern bildet Anthocleista grandiflora, die wegen der traditionellen Verwendung der Blätter für einen Tee gegen Malaria den deutschen Namen Waldfieberbaum führt.
Baumgipfelpfad. Ich vermute, mehr so für Touristen. Spannend, bisschen wackelig, aber nicht echt. Man sieht nicht so viel mehr wie von den Wegen aus. Jedenfalls ich nicht.
Aber man sieht gut aus 🙂
Nachdem die Suche nach ihnen im Urwald zu Ende gegangen ist, tauchen die Paviane am Rande der Straße auf. Fenster schließen! Sonst kommen sie ins Auto, um nach Essen zu suchen.
Jetzt geht es mit dem Rad voller Holz aus dem Urwald mit Karacho bergab bis nach Butare.

 

Kapitel 17: Im Akagera Park

 

So stellt man sich Afrika eigentlich vor: Savanne, Impalas, Zebras, hier eine Giraffe, dort ein Löwe. Der Akagera Nationalpark im Nordosten Ruandas an der Grenze zu Tansania ist aber die letzte große Savanne in Afrika. Hier sind wir noch nicht im Park, man sieht ja noch Felder. Nach Bürgerkrieg und nach dem Genozid wurde ein Teil des Parks zur Besiedelung für Flüchtlinge freigegeben. In dieser Zeit litt der Park erheblich unter Wilderei. Erst mit einem neuen Parkmanagement in Public Private Partnership konnte die Wilderei seit 2010 innerhalb von fünf Jahren gestoppt werden.
Ich dachte, der Besuch des Akagera-Nationalparks wäre für Eugenie eine große Sache. „Ich bin so alle zwei bis drei Jahre hier, erst mit Betriebsausflügen, dann mit Gruppen von Pensionären.“
Warzenschweine suhlen sich. African Parks brachte Löwen und Spitzmaulnashörner zurück nach Ruanda. African Parks ist eine gemeinnützige Umwelt- und Artenschutzorganisation, die die gesamte Verantwortung für die Rehabilitation und das langfristige Management von Nationalparks und anderen Schutzgebieten in Partnerschaft mit Regierungen und lokalen Gemeinden übernimmt. Gegründet vom Niederländer Paul Fentener van Vlissingen. Er war Geschäftsmann und Philanthrop. 2005 als reichster Mann Schottlands eingestuft, trug er zur Entwicklung von Wildreservaten in Afrika bei – aus der Selbstdarstellung. Ausbildung und Schulen werden auch unterstützt, Arbeitsplätze rund um die Parks geschaffen.
Genau gucken! Bewegt sich da etwas? Eine Büffelherde.
Impalas und da hinten sitzt ein ziemlich mächtiger Pavian.
Wo so eine Art Ruhezone für Besucher zum Aussteigen ist, sammeln sich die Impalas. Sonst darf man nicht Aussteigen, das kostet 150 Dollar Strafe. Wir trafen auch auf abgelegenen Wegen Streifen von Parkrangern. Sie sprachen uns auch an, fragten nach unserer Herkunft und gaben Tipps.
Man kommt so nahe ran, dass man mit dem Smartphone fotografieren kann. Im Auto bleiben, Fenster zu wegen der Tse-Tse fliegen. Einmal hatten wir nach einem (legalen) Stopp welche im Auto und ich geriet in Panik, bis alle Matsche waren. „Symptome sind verworrene Träume, Schlaflähmungen, beängstigende Halluzinationen und, paradoxerweise, Durchschlafstörungen. Es gibt keine Heilung.“ Ich hatte Schlafkrankheitserreger, habe sie aber mit dem eigenen Immunsystem bekämpft, also Stille Feiung. Vielleicht bin ich deswegen so komisch.

Zebras, das sieht man. Was man aber nicht sieht, ist die gute Internetverbindung im Park. Wir hatten etwas mit dem Verteidigungsministerium der Ukraine wegen des kaputten russischen Panzers vor der Botschaft Moskaus in Berlin zu klären. Das ging von hier aus super.
Wegelagerer. Füttern ist natürlich auch strengstens verboten. Am, Eingang des Parks mussten wir wieder unseren aktuellen Covid-19-Test vorlegen.
Paviane.

„Du mich auch …“
Rückblick: In den 1980er Jahren war ich mehrmals mit verschiedenen Besuchern aus Europa im Park. Damals konnte man sich auf den Gepäckträger auf den VW-Bus setzen. Ich habe dann in einigen Metern Entfernung ein Foto davon gemacht, wie Kinder und Besucher Ausschau hielten. Beim Entwickeln stellte sich heraus, dass wenige Schritte entfernt eine Löwin auf einem Baumast saß und uns zuschaute. Bei einem anderen Besuch wollten wir am Akagera-Nil campen. Das ging damals. Da war so eine schöne glatte Fläche, auf der man Aufbauen konnte. Nachts merkte ich, dass es sich um den Pfad der Nilpferde handelte, wenn sie zum Grasen gingen. Es huschten dann fast geräuschlos Schatten an uns vorbei, größer als der VW-Bus. In dieser Nacht hörte man auch von Ferne Löwen (welche Ferne?) . Sicherheitshalber holte ich alle in den jetzt mit Schlafenden überfüllten Bus, entzündete draußen ein kleines Feuerchen, war mir aber nicht sicher, ob die Löwen mein Signal verstanden, sich von uns fernzuhalten. Löwen, Giraffen und Nilpferde gab es damals in großer Anzahl.
Geschafft. Keine Schlafkrankeit, keine Löwen

Kapitel 18: Rwanda Art Museum

Aus dem Palast des ehemaligen Präsidenten Juvenal Habyarimana, der 1974 abgeschossen wurde, hat man das Rwanda Art Museum mit zeitgenössischer Kunst gemacht, in dem man nicht fotografieren darf. Es liegt in der Einflugschneise des Flughafens Kigali.

Rwanda Art Museum, wir erhalten eine Führung in Englisch.
Das Gebäude ist nicht so klotzig, wie ich vermutete. Unten sieht man die etwas größeren Empfangsräume, oben Privaträume und Terrasse.

Dieser Baum im Präsidentengarten soll vom König Ruandas gepflanzt worden sein, der hier einen Palast bauen wollte – Mutara III Rudahigwa (March 1911 – 25 July 1959). Hinter diesem Baum durch eine Mauer abgetrennt befindet sich der Teil des Präsidentengartens, in dem die Teile des Flugzeugabsturzes niedergingen. Damals war es ein Maisfeld.

 

Kapitel 19: Niyo Arts Gallery

 

Erstaunlich, dass es mehrere private Kunstgalerien gibt. Niyo kam als Kind nach Kanada. Unten erzählt er seine Geschichte.
Mein Lieblingsbild. Zwei Frauen, ganz traditionell, aber mit einem Smartphone in der Hand. Leider passt das Gemälde nicht in meinen Rucksack. Ich suche eins, das ich abends am Tag meine Rückkehr nach Berlin zum Geburtstag verschenken kann.
Das ist sozusagen der Gegenschuss, die andere Seite der Gesellschaft: Zwei schicke Damen mit Cocktails.
Joseph Beuys stand Pate: Jeder ist ein Künstler.
Niyo berichtet, wie er zum Künstler wurde. „Alle Menschen sind mit der Fähigkeit zur Kreativität geboren.“
40 Prozent der Einnahmen gehen an sein Stiftung, mit der Straßenkinder in Ruanda unterstützt werden.

Sozialkritisch. Auf einer schmalen Matratze Ruhe suchen.
Klassisch: Für Banken, Versicherungen und Leute, die nichts falsch machen wollen.
Sagenhaft. Da hätte ich lange bleiben können, bin aber fündig geworden …
… und treffe dann noch auf den Künstler, Niyonsenga Pacifique. Man kann gerne online bestellen www.niyoartscenter.com

Kapitel 20: Inema Art Centre

Eine weitere Galerie, die sich der Kunst, aber auch der Kunstförderung und der Unterstützung von Kindern und jungen Menschen verschrieben hat:

Die Galerie befindet sich in einem Wohnviertel von Kigali. So etwas wie ein Galerieviertel gibt es noch nicht.

ART WITH A MISSION/INEMA STUDENTS
Training the NEXT GENERATION of Rwandan creative.
Founded in 2010 by Emmanuel Nkuranga, Art with a Mission works with orphans offering them an opportunity to discover and use their artistic talent. Hand-in-hand with orphanage centers, Inema Arts Center mentors in art as a skill, a talent, an occupation and survival skill.
With weekly workshops, Art with a Mission cultivates 7-17 year olds artistic abilities. Their work is then subsequently sold at the AWAM Showroom in Inema Arts Center, with the proceeds from the sales used to support the orphans livelihood and school fees.
A portion of all Inema Arts Center sales support Art with a Mission, in the form of art supplies and logistical support for students.

Und hier kann man die gesellschaftlichen und künstlerischen Aktivitäten ansehen und online bestellen https://www.inemaartcenter.com/

 

Kapitel 21: Kigali

 

Jetzt steh ich etwas auf dem Schlauch, weil ich keinen Vergleich zu anderen mordernen Großstädten in Ostafrika oder in ganz Afrika ziehen kann. Mein Vergleich bezieht sich immer nur auf die Zeit vor etwa 40 Jahren. Ich habe ja jetzt viele Städte besucht, die ich schon lange kenne. Überall habe ich mich sofort zurechtgefunden. Meine topografische Orientierung ist recht gut. Aber in Kigali stimmt gar nichts mehr. Der Markt? Einfach weg, wahrscheinlich steht da ein Einkaufszentrum. Die Straße, in der ich meinen schicken ruandisch-braunen Tropenanzug habe schneidern lassen? Weg. Die Straße, in der es Milch gab? Keine Ahnung. Nur die deutsche Botschaft ist noch da, abweisend wie immer, an einer Straße mit Halteverbot und fast drei Meter hohen, undurchdringlichen Hecken.

Es gibt drei Kigali: Die Hochhäuser mit Banken, die mittelgroßen Geschäftshäuser und Märkte und die Wohnhäuser des Volkes – aber nicht mehr so wirklich arme Lehmhütten.

Fußgängerzone und Bankenviertel.
Das könnte fast Frankfurt sein. Scherzende Banker in der Mittagspause.
Und wenige Schritte entfernt: Handarbeit statt Mechanisierung.
Wenigstens leer. Das ist ja nicht so schwer.
Frauen im Straßenbild – das ist ganz normal.
Geschäftsfrauen im Bankenviertel – stillend. Welche Freude.
Ein Mahnmal mit den Namen der Ermordeten (links) vor der Bank of Kigali.
Panorama mit Kigalis Schichtung: Oben die Repräsentationsbauten des internationalen Kapitals, dann die gehobene Mittelschicht mit Geschäftsbauten und unten die Viertel der Bewohner, nichts Verarmtes.
In der Fußgängerzone öffentliche, ordentliche Toiletten.
Hier auf den Märkten könnte ich mich den ganzen Tag lang herumtreiben.

Und Teenies. Dies Foto hatte ich auf Twitter mit dem Kommentar. „Ich bleibe hier. Tschüss Bunker!“ Das ist möglicherweise falsch angekommen. Die beiden haben sich dauernd gegenseitig fotografiert und dann ein Foto mit mir gemacht, weil ich so exotisch (und freundlich) bin. Das war alles.

 

Kapitel 22: Kimironko Markt

 

Ich suche eigentlich ein Auto aus Konservendosen gebaut. Früher gab es die auf dem Markt, meist aus NIDO-Dosen, der Trockenmilch von Nestle. In der Berlin Story unter den Linden haben wir solche Autos verkauft und dann das Jugendprojekt in Madagaskar gebeten, für uns Brandenburger Tore zu machen. Die liefen, aber nicht so echt toll. Nur ein kleiner Teil der Touristen verstand, welche besondere Bedeutung diese einmaligen, handgefertigten, Designer-Brandenbugrer-Tor hatten, von denen keines wie das andere war. Die meisten kauften leider weiter China-Ware. Das Blechauto habe ich nicht gefunden.

Alles mit dem Smartphone zahlen.







 

Kapitel 23: Kigali nachts, eher abends

 

Bilder vom Feierabend. Es wird das ganze Jahr über gegen sechs Uhr hell und gegen sechs Uhr dunkel. Das ist der Grund, waum die so schön roten Weihnachtssterne bei uns allmählich grün werden. Sie brauchen 12 Stunden Licht – und sie waren das Lieblingsfutter unserer Ziegen, wir hatten mannshohe Büsche.
Es wird bald sehr ruhig in der Stadt, auch in den Wohnvierteln. Die Menschen gehen recht früh ins Bett. Es gibt natürlich auch ein Nachtleben, aber da ich daran nicht partizipiert habe, kann ich nicht berichten.

 

Kapitel 24: Wirtschaft

 

Eigentlich sagt diese Grafik von der Zeit der Unabhängigkeit (1962) bis heute schon alles. Ein Wachstum ist zunächst kaum zu bemerken, erst ab 1975 setzt eine kontinuierliche Steigerung ein. Das war der Zeitpunkt, zu dem es massiver Entwicklungsgelder gab. Der deutliche Einschnitt im Jahr des Genozids, leichte Erholung und auf einmal eine überproportionale Steigerung mit einer kleinen Covid-19 Delle, wie überall, wie auch in Deutschland.   Quellen: https://www.macrotrends.net/countries/RWA/rwanda/gdp-gross-domestic-product https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.CD?locations=RW
Bezahlen und Geldtransfer in der Stadt ….
… und auf dem Land: Immer mit dem Smartphone, mit MoMoPay. Das funktioniert auch auf dem Markt.
Die Universität für Tourismus, Technologie und Business …
… und unmittelbar vor dem Gebäude wird mit fetten Hennen gehandelt.
Ein so großer Siedlungsbereich mit großen Steinhäusern spricht für einen gut entwickelten Mittelstand.
Frauen, da gibt es kein selbständiges Kapitel. Ruanda kann 61,3 Prozent Frauen im Parlament vorweisen.  Damit ist Ruanda Spitzenreiter weltweit. In Deutschland sind es nur 31,3 Prozent.

Konsolidierung des ländlichen Bereichs

Konsolidierung des ländlichen Bereich wird das ganze Paket genannt, das ähnlich wie in der EU zum Ziel hat, benachteiligte Region nach vorn zu bringen. Aufforstung – hatten wir schon. Ich bin wirklich vom Fortschritt beeindruckt. In keinem anderen Land habe ich diese systematische und konsequente Aufforstung gesehen, auch nicht in Portugal.
Konsolidierung des ländlichen Raums in der Umgebung von Mukoma mit Maniok.
Der Maniok-Anbau wird gefördert, die Produkte werden Bauern zu festen Preisen abgekauft.
Und darauf kommt es an: Maniok wird soweit wie möglich in der Region verarbeitet. Dazu braucht es Leute in der Verwaltung mit Exel-Kenntnissen und Leute, die die Logistik organisieren. So soll ein Teil der Landbevölkerung auf ein höheres Niveau gebracht werden – die, die wollen.
Konsolidierung des ländlichen Bereichs: Milch war früher einen reines Subsistengut, also nur zum eigenen Verbrauch bestimmt. Heute ist Milch, weil mehr erzeugt werden kann, eine Ware, die zum Markt gefahren wird, zur Molkerei.
Milchgeschäfte gibt es in kleineren Städten und Dörfern sowie in Kigali. Das bedingte eine Kühlkette. Milch wird aber auch weiterverarbeitet zu Jogurt – so wie im Dorf von Eugénie.

 

Baustellen

 

Erosionsschutz – eine schwere Arbeit. Frauen arbeiten dort auch.
Wassergräben. Die Regenzeit ist unerbittlich. Man sieht, wie tief und solide die Abwassergräben überall sind. Auch das war früher nicht so.
Vermessungsarbeiten. Daran hat die Gesellschaft für technische Entwicklung schon in den 1980er Jahren gearbeitet – und ausgebildet. Kleiner Schicksalsschlag: Die neue Straße zum Flughafen damals, von beiden Seiten aus angefangen, haute um einen halben Meter nicht hin, wo sie zusammentraf. Merkt man nichts mehr von 🙂
Baustil wie bei uns, in rasantem Tempo.

Kigali Special Economic Zone

Auf einem Hügel der Stadt ist ein Industriegelände zu sehen. Schilder weisen zur Sonderwirtschaftszone, zur Kigali Special Economic Zone = Paper, Werbebroschüre, PDF. Alles, was wir gesehen und uns gefragt haben, um was es geht, wird in diesem Paper schön erklärt. Überraschend. Diese Ansiedelungspolitik mit günstigen Bedingungen erklärt (auch) den steilen wirtschaftlichen Aufstieg. Es geht um eine Sondewirtschaftszone mit Steuervergünstigungen, einfacherem Import und Export. Dieses großes Gewerbegebiet beherbergt traditionelle und innovativen Industrien. Dazu gehören die Textil-, Elektronik- und Automobilbranche. Hier befindet sich auch der Afrika-Campus der Carnegie Mellon University. Es gibt 67 registrierte Unternehmen, die 4.000 Menschen beschäftigen. Eine aktuelle Analyse der Wirtschaft Ruandas (130-Seite-PDF, englisch) findet sich hier.

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Kapitel 25: Verkehr und Blitzer

 

Eigentlich geht es nur um dieses Foto. Hinter dem Radfahrer erkennt man einen Blitzer. Diese Säulen stehen überall, in der Stadt, auf abgelegenen Straßen mindestens im Abstand von einem Kilometer – mehr als 500 momentan (seit Anfang 2022) und ständig werden es mehr – sie arbeiten mit Automated Number Plate Recognition (ANPR), also Nummernschilderkennung, wie es das bei uns in Parkhäusen gibt. Beim Autoverleih: „Haltet Euch an die Vorschriften. Es wird intensiv geblitzt. Ihr müsst hohe Beträge zahlen. Die Polizei ist sehr genau.“ Das geht alles automatisch, digitalisiert. Der Täter hat die freie Wahl: VISA oder smart cards, Mobile Money MoMo, Tigo Cash or Airtel Money. Ergebnis: Disziplinierter Verkehr mit Tempo 60 oder 80, wie ich ihn selten/nie erlebt habe. Aus einem aktuellen Reisebericht: „Ausserdem könnte Ruanda auch Land der tausend Blitzer heissen. Noch nie im Leben haben wir so viele Blitzer gesehen. In den Ortschaften stehen sie alle fünfhundert Meter und ausserhalb alle paar Kilometer – unglaublich.“  Besucher aus Rheinland-Pfalz: „Allein auf der 130 Kilometer langen Strecke von Kigali bis Huye zählten wir 29 solcher Säulen. Dazwischen noch eine Reihe von mobilen Radaranlagen.“ Und in Berlin? „Derzeit gibt es 36 fest installierte Blitzer, bis 2026 sollen es 93 sein. Die ersten drei wurden im Dezember 2022 aufgestellt, in diesem Jahr 2023 folgen sieben. Zudem werden zehn weitere Blitzer-Anhänger beschafft, da sich die vorhandenen sechs bewährt haben. Bezahlt wird dann mit Karte auf mobilem Terminal.
Diese automatisierte Technik macht der Bußgeldstelle mehr Arbeit. Im Haushalt für 2023 ist deshalb nach Angaben der Polizei „eine personelle Stärkung um bis zu 50 Dienstkräfte implementiert“, diese „müsse jedoch im aktuellen Haushaltsverfahren für die Jahre 2024/2025 dauerhaft abgesichert werden“, so das Präsidium weiter. Kürzer formuliert: Feste Stellen kann die Polizei derzeit nicht schaffen.“ Schade, dass es mit der Digitalisierung in Deutschland noch nicht so weit ist 🙂 Tagesspiegel, 28. Januar 2023
A traffic officer scanning a driver’s license of an offender using a Hand Held Terminal.

Auf dem Kopf hat dieser Mann erst einen Ring aus Bananenblättern. So balancieren auch die Frauen die schweren Teil, Wasserkrüge und zu Hochzeiten und Beerdigungen die 20-Liter-Krüge mit Bier (Sorghobier, Bananenbier)

 

Kapitel 26: Kigali Wetlands

 

Urbanisierung, heißt es in einem der Papiere zu den Wetlands, hat regelmäßig zur Folge, dass ökologisch notwendige Feuchtgebiete verloren gehen. Um dem entgegenzuwirken, wurde ein erster Feuchtgebiete-Park angelegt, weitere sind in Planung.




From a degraded wetland to an educational and recreational eco-park in the heart of Rwanda’s capital city, Nyandungu is now open to the public. The park will be open from 8 July 2022

  • The restoration of the Nyandungu wetland and creation of an eco-tourism park saw the planting of 17,000 trees made up of 55 indigenous species.
  • The 121 hectare park features a medicinal garden, a Pope’s Garden, five catchment ponds, three recreation ponds, an information centre, a restaurant as well as 10km of walkways and bike lanes.
  • The park will open on 8 July 2022 from 6am to 6pm, seven days a week.

The opening of Nyandungu Eco-Park represents the single largest addition to public green space in Kigali in the city’s history.

Nyandungu wetland represents the value of restoring urban ecosystems, and will serve as a blueprint for other wetlands in Kigali and across the country.

“Urban wetlands play a critical role in preventing flooding, addressing pollution and are home to unique biodiversity. As we face the impacts of climate change, wetlands will be a key ally to protect lives and livelihoods. We look forward to working with our partners to replicate the success of restoring Nyandungu in other urban wetlands in Kigali and across the country,” said Juliet Kabera, Director General of the Rwanda Environment Management Authority.

The restoration of the wetland and creation of an eco-tourism park was funded by the Rwanda Green Fund (FONERWA) with support from the UK Government, the Italian Government through the Ministry for Ecological Transition and the UN Environment Programme.

The rapid growth of Kigali and the asso­ciated human activities have put sig­nificant pressure on the wetlands. Wetlands, including Nyandungu, have been degraded and this led to biodiversity loss. Encroachment has also resulted in downstream flooding as well as increased pollution due sewage outflows.

The wetland now also features a 10km network of walking and cycling paths, viewing areas, picnic areas, an information centre, and a restaurant among other facilities.

The Nyandungu Eco-Park is the first public recreational and touristic facility of its kind in Kigali. The park will be managed by ​​QA Venue Solutions through a Memorandum of Understanding with the Government of Rwanda. QA Venue Solutions, which also operates BK Arena, will be responsible for the day-to-day management of the park and offer guided tours to visitors and its attractions.

“QA Venue Solutions is excited to take on the opportunity of managing Nyandungu Eco-Park in partnership with the Government of Rwanda, and believes in the agenda of protecting and restoring the wetlands. Our aim through this partnership is to work side by side with the government to achieve the objectives set out for the Nyandungu wetland, while preserving the space and allowing for the community to benefit from it through educational and recreational activities,” said Kyle Schofield, Managing Director, QA Venue Solutions.

Key Facts about Nyandungu Wetland

  • 121.7 hectares in size, including 70 hectares of wetland and 50 hectares of forest
  • Home to more than 62 local plant species
  • Home to more than 100 bird species

Resources

  • Learn more about the restoration of the Nyandungu Wetland here.
  • View photos of the Nyandungu Eco-Park here.
  • Study: Kigali City wetlands could generate over $155m annually

 

Kapitel 27: Departure Kigali

 

Beim Verabschieden zeigt mir Eugénie einen Brief von mir an sie von Ende 1993, also wenige Monate vor dem Genozid, den sie aufheben konnte – und aufgehoben hat. Ich schildere darin, wie es den Kindern und mir geht, was mich bewegt.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung schreibt: „Ruanda gilt als vorbildliche Entwicklungsdiktatur. Indikatoren für diese Wertschätzung sind im Wesentlichen das Wachstum des Bruttonationaleinkommens, das Pro-Kopf-Einkommen, die Veränderung der Armutsquote und zusammenfassend der Rang des Landes  im Human Development Index.“ Auf mich wirkt die Bezeichnung „Entwicklungsdiktatur“ herabwürdigend. DIKTATUR hat mehr Gewicht als ENTWICKLUNG. Dass Ruanda ein Feudalstaat war, in dem die Gefolgsleute versorgt werden mussten, ist nicht so langer her. Gefolgsleute versorgen, das erleben wir ständig, wenn die Parteien in Deutschland ihre Leute mit Posten und Pöstchen versorgen, sie zu Ministerinnen oder Ministern machen, deren Unfähigkeit sich dann herausstellt, oder solche Parteimitglieder/Gefolgsleute ins Europaparlament schicken oder in eine aus Steuergeldern finanzierte (Parteien-)Stiftung beziehungsweise eine Wohnungsbaugesellschaft. Der Vorteil der Entwicklung in Ruanda: Es geht schneller, moderner, zielgerichtet. Der Wiederaufbau ist erstaunlich, wie Deutschland nach 1945 oder Vietnam nach dem Krieg. Liest man über Kagame (oder Ruanda) in Wikipedia, werden ihm hauptsächlich Menschenrechtsverletzungen vorgehalten. Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber gesehen, dass er Ruanda mit seinen Truppen in wenigen Wochen von den Hutu-Schlächtern der Tutsi befreit, das Land befriedet und zu Wohlstand gebracht hat. Was mir dann noch aufgefallen ist: Von (Wirtschafts-)Flüchtlingen aus Ruanda nach Europa habe ich noch nichts gehört.

 

Zurück zum Bunker, wo die Besucher gerne, wenn sie die Dokumentation über Nationalsozialismus und Holocaust gesehen haben, ans Whitebord schreiben: „Never again!“

Kapitel 28: Bonus Video Ruanda nacht den Hügel hinauf, eine 14-Minuten-Radfahrt

„Das ist strengstens verboten! Darf man nicht!“ – sagt Eugenie. Aber Ruanda hat viele Hügel, die gar nicht aufhören wollen – und die Polizei ist nicht überall. Ein 14-Minuten-Video in Ruanda bei nacht – total illegal.